Menschenrechte Welthungerhilfe fordert pragmatischen Umgang mit Taliban
Die Organisation pocht darauf, dass der Westen stärker mit den Taliban ins Gespräch kommen muss, um der notleidenden Bevölkerungen zu helfen.
Berlin - Zwei Jahre nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat sich die Welthungerhilfe für einen pragmatischen Umgang mit der militant-islamistischen Gruppierung ausgesprochen.
„Für die notleidende Bevölkerung kann nur zusammen mit den Taliban etwas erreicht werden, nicht gegen sie“, sagte die Asien-Regionaldirektorin der Welthungerhilfe, Elke Gottschalk, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Humanitäre Hilfe darf nicht politisiert werden
Es sei in den vergangenen zwei Jahren immer wieder versucht worden, im Zusammenhang mit der internationalen Unterstützung Druck auf die Taliban auszuüben, ihre menschenverachtende Politik zu beenden. „Doch davon haben die sich nun überhaupt nicht beeindrucken lassen“, sagte Gottschalk. Die humanitäre Hilfe dürfe nicht politisiert werden.
„Der Westen muss mit den Taliban stärker ins Gespräch kommen“, mahnte die Regionalchefin. Es gehe nicht darum, sie anzuerkennen. „Aber ob wir wollen oder nicht: Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten.“ Dringend nötig sei eine Vertretung Deutschlands vor Ort. „Keine Botschaft, aber die deutsche Regierung muss sich ein eigenes Bild von der Lage in Afghanistan machen““, sagte Gottschalk. Dann wäre es leichter, Kontakte zu knüpfen, um einen Gesprächskanal zu den Machthabern zu etablieren.
20 Jahre dauernder Bundeswehreinsatz
Die Bundeswehr hatte Afghanistan im Juni 2021 verlassen. Die militant-islamistischen Taliban hatten am 15. August vor zwei Jahren nach einer Blitzoffensive Kabul praktisch ohne Gegenwehr eingenommen. Deutschland beteiligte sich an einem internationalen militärischen Evakuierungseinsatz.
Die Aufarbeitung des 20 Jahre dauernden Bundeswehreinsatzes in dem Land und die chaotischen Zustände nach der Taliban-Machtübernahme sind Gegenstand eines Untersuchungsausschusses des Bundestags und einer Enquete-Kommission.