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Watergate-Affäre Watergate-Affäre: Ein folgenschwerer Einbruch für Richard Nixon

Von Gregor Waschinski 15.06.2012, 07:53
Der verurteilte Watergate-Einbrecher Frank Sturgis (re.) und sein Anwalt Ronald Goldfarb (li.) am 2. November 1977 in New York, nachdem Sturgis auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden war. (FOTO: DPA)
Der verurteilte Watergate-Einbrecher Frank Sturgis (re.) und sein Anwalt Ronald Goldfarb (li.) am 2. November 1977 in New York, nachdem Sturgis auf Kaution aus dem Gefängnis entlassen worden war. (FOTO: DPA) PL

Washington/AFP. - Die Männer wollten nichts stehlen, sie brachten sogar etwas mit: Überwachungsgerät und Abhörwanzen, gedacht für die Wahlkampfzentrale der Demokraten im Watergate-Komplex. Ihre Festnahme brachte eine Polit-Affäre ins Rollen, an deren Ende zwei Jahre später der bisher einzige Rücktritt eines US-Präsidenten, des Republikaners Richard Nixon, stand.

Seit den 1960er Jahren thront der imposante Watergate-Bau am Ufer des Potomac-Flusses. In den fünf Hochhäusern mit den geschwungenen Fassaden befinden sich Büros, Wohnungen und ein Hotel. In einem Trakt entdeckte Nachtwächter Frank Wills in jener Juni-Nacht, dass das Schnappschloss einer Kellertür überklebt und die Tür nur angelehnt war. Wills zog das Klebeband ab. Als er das Schloss bei einem Kontrollgang eine Stunde später erneut zugeklebt fand, rief der Nachtwächter die Polizei.

Der Anführer der Eindringlinge war ein früherer CIA-Agent mit Verbindungen in die Wahlkampfzentrale der Republikaner. Die Spur bis in das Weiße Haus und zu Nixon persönlich verfolgten die „Washington Post„-Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward. Details erfuhren sie dabei von einer Quelle mit dem Decknamen „Deep Throat“. Der geheimnisvolle Informant ging erst 2005 an die Öffentlichkeit: Es war Mark Felt, frühere Nummer zwei bei der Bundespolizei FBI. Felt starb im Dezember 2008.

“Deep Throat“ wusste, was im Weißen Haus, beim FBI, im Justizministerium und in Nixons Wahlkampfbüro vor sich ging. Er traf die Journalisten nachts in einer Tiefgarage, um seine Informationen preiszugeben. Zur Verabredung der Treffen gab es einen Code. Wenn Woodward seinen Informanten treffen wollte, stellte er einen leeren Blumentopf mit einer roten Baustellen-Fahne auf den hinteren Balkon seiner Wohnung. Wenn „Deep Throat“ ein Treffen wollte, gab er auf der Seite 20 von Woodwards Exemplar der „New York Times“ ein Zeichen.

Die US-Justiz nahm nach dem Watergate-Einbruch zunächst nur die Einbrecher und zwei Mitarbeiter von Nixons Wahlkampfkomitee ins Visier, noch vor ihrer Verurteilung wurde der Republikaner wiedergewählt. Bei der Urteilsverkündung im Januar 1973 verlas der Richter einen Brief des Anführers James McCord, in dem dieser dem Weißen Haus vorwarf, es habe die Hintergründe des Einbruchs vertuschen wollen. Die weiteren Untersuchungen sowie die Enthüllungen in der „Washington Post“ zeichneten nach und nach das Bild eines Präsidenten, der mit illegalen Parteispenden, dubiosen Wahlkampfpraktiken und der Behinderung der Justiz seinen Machtverbleib sichern wollte.

Nachdem der Kongress ein Amtsenthebungsverfahren gegen Nixon eingeleitet hatte, trat der Präsident im August 1974 zurück. Als Nixon zehn Monate nach seinem Sturz vor der Justiz aussagen musste, bezeichnete er den Einbruch als „dumm“ und „unglaublich“. Nixon beschrieb auch, dass gut 18 Minuten von einer Tonaufzeichnung eines Treffens im Weißen Haus nach Bekanntwerden der Watergate-Affäre gelöscht worden seien. Die fehlende Stelle hätte ihm zufolge belegen können, dass er von dem Einbruch nichts gewusst habe. Der Ex-Präsident, der von Nachfolger Gerald Ford begnadigt worden war, starb im April 1994.

Die „Watergate„-Enthüller Woodward und Bernstein lassen aber auch 40 Jahre nach dem Einbruch keine Milde walten. Die Affäre sei Sinnbild von Nixons Amtszeit gewesen, schrieben die Journalisten in einem Leitartikel für die „Washington Post“. Watergate habe nur Nixons ureigene „Mentalität und übliche Verhaltensweise“ widergespiegelt. Dazu zählten seine „Bereitschaft, zum eigenen politischen Vorteil das Gesetz zu missachten“ sowie die stetige Suche „nach Schmutz und Geheimnissen bei seinen Gegnern“.

Der republikanische US-Präsident Richard Nixon kündigt in der Nacht zum 9.8.1974 in einer Rundfunk- und Fernsehansprache seinen Rücktritt vom Präsidentenamt an. (FOTO: DPA)
Der republikanische US-Präsident Richard Nixon kündigt in der Nacht zum 9.8.1974 in einer Rundfunk- und Fernsehansprache seinen Rücktritt vom Präsidentenamt an. (FOTO: DPA)
UPI