Wachstumshormone in Schweinefleisch Wachstumshormone in Schweinefleisch: Rund 7000 Tiere nach Deutschland verkauft

Berlin/Den Haag/dpa. - 5686 Tiere seien nach Nordrhein-Westfalen, 1064 nach Niedersachsenund 230 nach Rheinland-Pfalz geliefert worden. Am Vortag waren dieBehörden noch von rund 2200 hormonell behandelten Schweinenausgegangen. Außerdem gelangten nach Angaben des niedersächsischenLandwirtschaftsministeriums 37 Tonnen Hormon-belastetes Futtermittelan einen Betrieb, der daraufhin gesperrt wurde.
Die Tiere hatten in einem niederländischen Betrieb Mischfutterbekommen, dem das Hormon MPA (Medroxy-Progesteron-Azetat) beigemengtwar. In Deutschland ist der Einsatz von Hormonen in der Tiermastverboten. Das Landwirtschaftsministerium in Den Haag lässt 42verdächtige Schweinemästereien überwachen. Sie dürfen keine Tiereschlachten oder exportieren, ohne deren Hormon-Freiheit nachzuweisen.
«Wieder einmal hat die Futtermittelindustrie bei der Kontrollegeschlampt», sagte Matthias Berninger (Grüne), Staatssekretär imVerbraucherschutzministerium. Es müsse so schnell wie möglich aufEbene der EU eine Positiv-Liste für die Bestandteile von Mischfuttergeben. Auch der Deutsche Bauernverband kritisierte die Hersteller derFuttermittel. «Die Bauern sind entsetzt, dass dort immer noch nichtdie nötige Sorgfalt herrscht», sagte ein Mitarbeiter.
Eine Spur führt nach Belgien: Die dortige Lebensmittelaufsichtteilte mit, dass die Firma Bioland im nordbelgischen Arendonk Hormon-belasteten Glucosesirup für die Herstellung von Schweinefutterverkauft habe. Bioland ist mittlerweile Pleite gegangen. DieStaatsanwaltschaft ermittelt. Die Frage, ob das Hormon absichtlichdem Futter beigemischt worden sei, um fettere Schweine zu züchten,sei noch offen, sagte Berninger.
Bereits Ende Juni hätten die niederländischen Behörden daraufhingewiesen, dass in einer Schweinezucht Fruchtbarkeitsstörungenaufgetreten waren, sagte eine Ministeriumssprecherin. Zunächst hießes, dass Tiere aus diesem Betrieb nach Belgien verkauft worden seien.
Nach Angaben von Nordrhein-Westfalens VerbraucherschutzministerinBärbel Höhn (Grüne) sind die Verarbeitungswege des belastetenSchweinefleisches nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen. Es gebe zwargenaue Schlachtlisten. Aber das Fleisch werde anschließend häufig mitdem von anderen Tieren vermengt. Der größte Teil des Fleisches ausden Niederlanden sei vermutlich längst im Laden oder verzehrt.
In Niedersachsen sind nach Angaben des Landwirtschaftsministeriumszwei Betriebe bekannt, die belastete Schweine oder Futtermittelerhalten haben. Die Behörden prüfen nun gezielt Höfe im Grenzgebietzu den Niederlanden. In Rheinland-Pfalz wurden die Schweine aus denNiederlanden nach Angaben des Umweltministeriums am 6. Mai importiertund sofort verarbeitet. Der betroffene Schlachthof liefere seineFleischwaren weit über die Landesgrenzen hinaus.
Das künstlich hergestellte Hormon MPA gilt in der Tierzucht alsWachstumsförderer. Es unterdrückt den Sexualzyklus und wird in derHumanmedizin unter anderem bei Wechseljahrsbeschwerden, zurunterstützenden Behandlung von Brustkrebs und in seltenen Fällen zurSchwangerschaftsverhütung eingesetzt.