Vor 50 Jahren Vor 50 Jahren: Invasion in der Schweinebucht

Washington/afp. - Ihr Auftrag: der Sturz der Regierung von Fidel Castro, der in den Augen Washingtons den Kommunismus in der Hochphase des Kalten Krieges viel zu nah an die USA herangebracht hatte. Doch ihre Mission endete mit einer Blamage, Castro feierte das Scheitern der Invasion als «erste große Niederlage des Yankee-Imperialismus». 50 Jahre später begegnen sich Washington und Havanna weiter mit tiefem Misstrauen, auch wenn der Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama Hoffnungen auf eine Annäherung nährte.
Das Vorspiel zu der Invasion fand am 15. April 1961 statt, als US-Bomber mit falschen kubanischen Hoheitszeichen kubanische Flugplätze angriffen, um die Luftwaffe des Landes zu dezimieren. Bei der eigentlichen Landung knapp zwei Tage später stürmten Castro-Gegner ans Festland, die vom US-Geheimdienst CIA angeworben und ausgebildet worden waren. Nach 72-stündigem Gefecht mussten sie sich geschlagen geben. Insgesamt starben auf beiden Seiten rund 270 Kämpfer, Kuba nahm fast 1200 Gefangene - die im Austausch gegen Lebensmittel und Medikamente in die USA zurückkehren durften.
Auf einen weiteren Versuch, ihren einstigen Einfluss über die Karibikinsel mit militärischen Mitteln wiederzuerlangen, verzichteten die USA. Doch beide Länder pflegen bis heute keine diplomatischen Beziehungen, seit 1962 belegen die USA die Insel vor ihrer Haustür mit einem Wirtschaftsembargo. Mit dem Stützpunkt Guantanamo, der auf einem Anfang des 20. Jahrhunderts geschlossenen Pachtvertrag beruht, ist die US-Armee zum Ärger der kubanischen Führung dauerhaft auf der Insel präsent.
Im April 2009 hatte Obama zu einem «Neuanfang» im Verhältnis zu Kuba aufgerufen. Zwar werde es schwer sein, die «Jahrzehnte des Misstrauens» zu überwinden, aber Washington sei dialogbereit, sagte der Präsident damals. Tatsächlich schwächte Obamas Regierung die Reisebeschränkungen ab und erlaubte Exilkubanern, ihre Familien auf der Insel stärker finanziell zu unterstützen. Doch Experten sind zurückhaltend, was einen tiefgreifenden Wandel der Beziehungen anbelangt.
Obama habe «hohe Erwartungen» geweckt, die nur «sehr langsam und sehr schwer» einzulösen seien, sagt Michael Shifter von der Denkfabrik Inter-American Dialogue. Die Realität sei viel komplizierter - in Kuba, aber auch in den USA. Eine weitere Lockerung des Embargos sei auch angesichts der erstarkten Republikaner im Kongress nicht zu erwarten.
"Beide Seiten wagen einen Tanz, bei dem niemand wirklich tanzt», sagt Christopher Sabatini von der Denkfabrik Americas Society. Die Verurteilung des US-Geschäftsmannes Alan Gross in Kuba vergangenen Monat zu 15-jähriger Haft wegen angeblicher Spionage zeige, dass der Weg zu einem normalen Umgang beider Länder miteinander noch lang sei.
Kuba nimmt derweil den 50. Jahrestag der Schweinebucht-Invasion zum Anlass, in der Bevölkerung Stimmung gegen die USA zu machen. Eine Militärparade auf der Plaza de la Revolución in Havanna bildet am Samstag den Auftakt für eine Machtdemonstration, die den maroden Zustand des kommunistischen Inselstaates übertünchen soll. Rund um den Jahrestag werde es «jede Menge Lärm» und antiamerikanische Rhethorik geben, sagt Sabatini voraus - nicht zuletzt, weil auch die Kommunistische Partei zum Parteitag zusammenkommt.
Die Eiszeit im Verhältnis zu den USA könnte dennoch schneller vorbei sein, als die Rhetorik von Staatschef Raúl Castro und des greisen Revolutionsführers Fidel Castro glauben macht. «Kuba befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise», sagt Shifter. Die eingeleiteten Reformen könnten einen «Prozess der Öffnung» in Gang setzen. Kuba fördert nun verstärkt selbstständiges Unternehmertum. Bis 2015, so lautet das Ziel, soll die Hälfte der Arbeiter im Privatsektor tätig sein.