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Volkstrauertag Volkstrauertag: Der Toten gedenken

Von André Spangenberg 15.11.2009, 17:30
Fünf Kreuze stehen während einer Feierstunde im Bundestag in Berlin unter dem Bundesadler. Am Volkstrauertag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. (FOTO: DPA)
Fünf Kreuze stehen während einer Feierstunde im Bundestag in Berlin unter dem Bundesadler. Am Volkstrauertag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/ddp. - In Berlin mahnte BundespräsidentHorst Köhler, die Schrecken des Krieges nicht zu vergessen oder zuverdrängen und auch die nachfolgende Generation zu einer «Versöhnungüber Gräber hinweg» anzuhalten. Zugleich rief er zu einem stärkerenEinsatz für den Frieden weltweit auf - auch in Afghanistan. Zuvorhatten in der Neuen Wache im Herzen Berlins am Nachmittag Vertreteraller Verfassungsorgane Gedenkkränze niedergelegt und in einerSchweigeminute verharrt.

Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge,Reinhard Führer, erinnerte auf der zentralen Gedenkstunde imBundestag an die Aufgabe seines Verbandes, der im 90. Jahr seinesBestehens heute in 45 Ländern 830 Kriegsgräberstätten mit über zweiMillionen Toten pflege. Jedes Jahr kämen rund 40 000 Gefallene dazu,teilweise noch aus dem Ersten Weltkrieg. «Es ist unsere Pflicht,ihnen allen einen würdigen Ort der Ruhe zu geben», sagte Führer undbetonte, heute sei in Russland, Polen oder Frankreich ein gemeinsamesGedenken einst verfeindeter Nationen möglich.

Ausdrücklich würdigte der Bundespräsident den Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge. Erst vor wenigen Wochen habe der Volksbund inKursk in Russland einen Soldatenfriedhof auf einem der größtenSchlachtfelder des Zweiten Weltkrieges unter großer Anteilnahme vonAngehörigen, Veteranen und Enkeln eingeweiht. «Wer diese Versöhnungüber den Gräbern miterlebt, der versteht auch im Herzen, wie grausamder Krieg ist und wie groß und kostbar das europäische Friedenswerk."So werde Frieden zum Herzensanliegen und aus dem Gedenken ein Auftragfür die Gegenwart und die Zukunft.

Zugleich appellierte Köhler, dem Totengedenken einen stärkerenEinsatz für Frieden folgen zu lassen. «Wenn der Zusammenklang vonfriedlichem Aufbau, gegenseitigem Vertrauen undgenerationenübergreifendem Engagement überall auf der Welt gelingt,dann hat die Menschheit die Chance, den Teufelskreis immer neuerKriege und bewaffneter Konflikte endlich zu durchbrechen», sagte er.

Die Aufgabe, den Frieden zu gewinnen, gelte auch und gerade fürden Bundeswehreinsatz in Afghanistan, machte Köhler deutlich. DieSoldaten und Polizisten, die zivilen Mitarbeiter und Aufbauhelferbräuchten dafür Rückhalt in der Heimat. Die Deutschen sollten undmüssten sich «Klarheit darüber verschaffen, was die Ziele desEinsatzes sind, was auf dem Spiel steht und mit welchem Beitrag wirden anderen Nationen und den Menschen in Not zur Seite stehenwollen».

Vor der zentralen Gedenkstunde hatten Vertreter allerVerfassungsorgane an der Neuen Wache in Berlin Kränze zum Gedenkenaller Toten niedergelegt. Neben Köhler nahmen daranBundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt (CSU),Bundesratspräsident Jens Böhrnsen (SPD), VerteidigungsministerKarl-Theodor zu Guttenberg (CSU) undBundesverfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier teil.

Im Bendlerblock, dem Berliner Sitz des Verteidigungsministeriums,erinnerte Guttenberg an die im Dienst ums Leben gekommenenBundeswehrsoldaten. «Wir dürfen unsere Toten nicht vergessen. Siemahnen uns Lebende, dass Sicherheit und Freiheit nichtselbstverständlich sind», sagte Guttenberg am neuenBundeswehr-Ehrenmal. Abweichend von allen bisherigen Traditionennannte der neue Minister namentlich jene neun Soldaten, die in denvergangenen zwölf Monaten ihr Leben gelassen haben, darunter sechs inAfghanistan Gefallene.