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Verkehr Verkehr: Leere auf dem Nummernschild

15.12.2009, 09:47
Hat bald ausgedient - die sechseckige AU-Plakette wird ab Januar 2010 nicht mehr ausgegeben. (FOTO: DPA)
Hat bald ausgedient - die sechseckige AU-Plakette wird ab Januar 2010 nicht mehr ausgegeben. (FOTO: DPA) tmn

Stuttgart/dpa. - Ursache einer seit 1985 verbreiteten Rätselraterei sinddie Plaketten auf den Nummernschildern der Autos. Eine ist rund, eineist sechseckig, eine muss nach vorn, eine ans Heck. Noch immer fahrenAutos auf den Straßen, bei denen es falsch gemacht wurde und dieAbgasplakette am Heck und die HU-Plakette vorne prangt. DiesesProblem wird nun ganz einfach gelöst: 2010 verschwindet dieAbgasplakette endgültig und schafft Platz auf den Nummernschildern.

Der Abschied der sechseckigen Plakette als Hinweis auf einebestandene Abgasuntersuchung beginnt am 1. Januar. Ab dann werdenkeine Klebemarken mehr auf die Nummernschilder kommen. Was allerdingsnicht bedeutet, dass die Abgasuntersuchung an sich hinfällig ist:«Künftig dient die runde Plakette für die Hauptuntersuchung amhinteren Kennzeichen auch als Nachweis einer erfolgreichenAbgasuntersuchung», sagt Dekra-Sprecher Norbert Kühnl. Dahintersteckt allerdings kein Geistesblitz deutscher Plaketten-Kleber. Eshandelt sich um die Anpassung an eine EU-Regel, die vorsieht, dass esfür Technik und Abgas nur eine Prüfung und eine Plakette gibt.

Dahinter verbirgt sich auch die Tatsache, dass die reineAbgasuntersuchung (AU) laut der Sachverständigen-Organisation GTÜ inStuttgart an Bedeutung verloren hat. Denn vor dem Hintergrund derimmer weiter verschärften Abgasgesetze hat sich die Untersuchung weitvom einstigen Schnüffeln in den Abgasen entfernt.

Mit dem Januar 2010 wird daher auch die Bezeichnung geändert: Ausder Abgasuntersuchung wird die «Untersuchung des Motormanagement- undAbgasreinigungssystems». Und die ist dann ein fester Bestandteil derregelmäßigen Hauptuntersuchung, die Autos absolvieren müssen, um ihreneue Prüf-Plakette zu bekommen.

Zu den Gründen für die Umstellung gehört laut dem AutomobilclubAvD in Frankfurt/Main auch, dass in neueren Fahrzeugen überwiegend«On-Board-Diagnosesysteme» (OBD) arbeiten. Deren Aufgabe bestehtdarin, dass sie das Abgasverhalten des Wagens unentwegt elektronischim Blick haben. Sie müssen bei der technischen Untersuchung nur nochausgelesen werden. Grundsätzlich gibt es für neue Autos mit OBDohnehin schon seit April 2006 die Kombination der Abgasuntersuchungmit der HU. Nun wird die Regel auf alle Kraftfahrzeuge ausgeweitet.

Die Neuregelung bedeutet aber nicht, dass jeder Autofahrer nun mitSchaber und Kratzer zu seinem Wagen eilen kann, um die sechseckigePlakette zu entfernen. Zunächst wird sie nur nicht neu geklebt. Aneinem 2009 erstmals zugelassen Auto klebt eine grüne Plakette - unddie wird auch erst bei der anstehenden Hauptuntersuchung im Jahr 2012verschwinden. Die rosafarbenen Plaketten stehen wiederum für einenPrüftermin im Jahr 2011, und bis dahin bleiben auch sie kleben.

Verschwinden werden im ersten Jahr der Neuregelung diedunkelbraunen Plaketten: Sie besagen, dass die nächste Prüfung eben2010 vorzunehmen ist. Wird die Abgasuntersuchung - die dann schon dieneue Bezeichnung hat - erfolgreich bestanden, wird diese nicht mehrmit einer neuen AU-Plakette kenntlich gemacht. Es gibt nur noch denrunden Aufkleber für die Hauptuntersuchung.

Die veraltete AU-Plakette am Kennzeichen wird dann von den Prüfernentfernt. Mit der Neureglung zeigt sich aber auch, dass selbst inmanchem Bürokraten noch ein Ästhet schlummern kann. Man hat sichnämlich auch Gedanken darüber gemacht, was geschieht, wenn einePlakette entfernt wird: Es könnten ja hässliche Kratzspuren auf derweißen Oberfläche des Kennzeichnens zurückbleiben. Für solche Fällegibt es sozusagen ein Pflaster: Am Platz der alten AU-Plakette wirdauf Wunsch und in der Regel kostenlos eine weiße «Reparaturplakette»zur Verdeckung möglicher Kratzer angebracht.

Mit der Neuregelung geht eine Geschichte zu Ende, die vor dannexakt 25 Jahren begonnen hat: 1985 wurde das eingeführt, was zunächstnoch Abgassonderuntersuchung (ASU) genannt wurde. Damit wollte mandie schlimmsten Stinkereien aus den Auspuffrohren beseitigen, die beiden einst Kat-losen Autos vor allem durch falsche Motoreinstellungenzustande kamen. Dabei wurden zunächst ausschließlich Benzinerkontrolliert. Diesel kamen erst später hinzu. Zur AU wurde dieeinstige ASU dann am 1. Dezember 1993.

Und wer trotz des Wegfalls der sechseckigen Plakette dieEselsbrücke wissen möchte, mit der die Kennzeichen immer richtigplatziert worden wären - sie ist ebenso kurz wie einfach: Die rundegehört über das Runde. Mit anderen Worten: Die runde Prüf-Plakettegehört ans Heck, über das meist runde Auspuffrohr.