Vatikan Vatikan: Papst spricht Opus-Dei-Gründer Escrivá heilig

Rom/dpa. - Die 1928 in Madrid gegründete Bewegung Opus Dei (lateinisch: «WerkGottes) gilt als einer der einflussreichsten Vereinigungen in derkatholischen Kirche. Kritiker halten der Bewegung vor, sie seierzkonservativ, verlange von ihren weltweit 85 000 Mitgliedernblinden Gehorsam und sei strikt gegen jegliche Kirchenreformen. «OpusDei strebt eine Kirche an, die an die an die Zeit vor dem II.Vatikanischen Konzil erinnert», sagte der Theologe und Opus-Dei-Experte Peter Hertel. Außerdem wurde Opus Dei Nähe zur Franco-Diktatur in Spanien vorgehalten.
Der Opus-Dei-Sprecher in Deutschland, Ruthard von Frankenberg,meinte: «Die Freude ist sehr groß.» Er unterstrich die Besonderheit,dass Escrivá lediglich 27 Jahre nach seinem Tod heilig gesprochenwerde. Dies sei ganz ungewöhnlich schnell. Früher habe so etwasmitunter Jahrhunderte gedauert.
Der kritische katholische Theologe Prof. Dietmar Mieth (Tübingen)wertet die Heiligsprechung als «Provokation für viele, die sich eineweltoffene Katholische Kirche wünschen». Escrivá stehe zwar für einHineinwirken der christlichen Botschaft in die Welt. Bedenklich seienaber Autoritätshörigkeit und mangelnde Transparenz in derOrganisation. «Wenn die Kirche an Organisationen wie Opus Deigemessen wird, erscheint sie als eine Institution von Dunkelmännern»,fürchtet Mieth.
Der Sprecher der Kirchenreformbewegung «Wir sind Kirche»,Christian Weisner (Hannover), sagte: «Die übereilte Heilig-Sprechungmacht das Auswahlverfahren des Vatikans immer unglaubwürdiger.» DieFrage sei, wann Rom endlich Menschen heilig spreche wie Bischof OscarRomero aus El Salvador, die ihr Leben für die Kirche eingesetzthätten.
Ziel von Opus Dei ist eine «Christianisierung der Gesellschaft».Die weitaus meisten Mitglieder und Anhänger leben in Spanien (30 000)und in den Ländern Lateinamerikas. In Deutschland gebe es lediglich1000 Mitglieder, heißt es offiziell. Allerdings berichten ehemaligeMitglieder von Austritten und Nachwuchssorgen. In den 80er Jahrenhatten ausgetretene Mitglieder von psychologischem Druck und «Sekten-ähnlichem» Vorgehen bei der Mitglieder-Werbung berichtet.
Bei dem Wunder, das für Escrivás Heiligsprechung notwendig ist,handelt es sich um eine wissenschaftlich unerklärliche Heilung einesspanischen Arztes, der unter einer extremen Form von Hautzerfalllitt. Der Opus-Dei-Gründer soll die Wunderheilung nach seinem Todbewirkt haben, hieß es. Escrivá, der am 9. Januar 100 Jahr altgeworden wäre, darf nach seiner Heiligsprechung von der ganzenWeltkirche verehrt werden; dagegen werden Selige nur in Ortskirchenverehrt. Außerdem will der Papst weitere 12 Gläubige selig und heiligsprechen, darunter der populäre italienischen Kapuzinermönch PadrePio.