Vatikan Vatikan: Papst Johannes Paul II. wurde am 18. Mai 84 Jahre alt

Rom/dpa. - Päpste feiern keinen Geburtstag, und auch JohannesPaul II. wird seinen Ehrentag am 18. Mai mal wieder souveränübergehen. Das dürfte die polnischen Pilgergruppen aber kaumabhalten, auf den Petersplatz zu ziehen und ihr Ständchen zu singen.Vielleicht sind auch ein paar Deutsche dabei, die halten dannvermutlich ein Spruchband in die Höhe, auf dem zu lesen ist, dasseine Diözese aus Bayern oder Westfalen dem Heiligen Vater alles Gutezu seinem 84. Geburtstag wünscht. Und wenn sich der alte Mann dannfür ein paar Minuten am Fenster seiner Privatgemächer zeigt, ein paarWorte spricht oder einfach hinunterwinkt auf den großen Platz, dannwerden sich die Gläubigen wieder die eine bange Frage stellen, diesie seit Jahren bewegt: Wie geht es dem Papst?
Keine andere Persönlichkeit auf der Weltbühne ist so häufig«totgesagt» worden wie der Mann im Vatikan. Ob flinke Medien odergeschwätzige Kirchenmänner, viele haben in den vergangenen Jahrenschon das Ende des Polen an die Wand gemalt, öffentlich überRücktritt spekuliert - und gar schon vermeintliche Favoriten für das«Nachfolgerennen» genannt.
Das hat auch den Papst mitunter geärgert. So sehr, dass seintreuer Privatsekretär, Erzbischof Stanislaw Dziwisz, unlängst einmalrichtig böse wurde. «Viele Journalisten, die über die schlechteGesundheit des Papstes geschrieben haben, sind schon im Himmel.»Solche Töne sind im Kirchenstaat ansonsten tabu - der Sekretär musswirklich sauer gewesen sein.
Allem Anschein nach geht es dem Jubilar derzeit besser als nochvor Monaten. Als er im Herbst bei einem Besuch in der Slowakei kaummehr sprechen konnte, zitternd und wie ein Häufchen Elend in seinemRollstuhl saß, meinten Vertraute schon, das sei der letzteAuslandstrip. Aber der zähe Karol Wojtyla überrascht Bewunderer undKritiker immer wieder. Anfang Juni reist er in die Schweiz,vielleicht sogar im August nach Lourdes, dem berühmten Wallfahrtsortin Frankreich.
«Wenn es ihm nur einigermaßen geht, muss er raus aus dem Vatikan»,weiß ein italienischer Vatikanist und Papstkenner. Allerdings: Eshandelt sich eher um «Reisen auf kleiner Flamme», Wochenend-Trips,wie man das heute nennt. Eine Messe, ein Treffen mit der Jugend,ansonsten ausgedehnte Ruhepause - nicht zu vergleichen mit denTriumphen, die der Reisepapst in seinen guten Jahren feierte. Als erin Polen die Kommunisten das Fürchten lehrte, in Kuba vor MillionenMenschen Messen zelebrierte - und, der wohl größte Triumph seinerAmtszeit, in Jerusalem an der Klagemauer betete.
«Natürlich ist vieles nicht mehr so wie früher», räumt eindeutscher Papstbegleiter im Vertrauen ein. Zwar geht es dem Papstderzeit ganz gut - doch wer im Vatikan tatsächlich die Zügel in derHand hält, ist eines der großen Rätsel im katholischen Rom. Zwarempfängt Johannes Paul II. fast täglich Kardinäle, Bischöfe und auchStaatsmänner. Aber die Treffen dauern oft nicht mehr als 10 Minuten,der Papst hört zu, stützt den Kopf in seine Hände, scheint inGedanken zu versinken.
Die alte Geheimniskrämerei ist längst wieder eingekehrt imVatikan: Unklar bleibt fürs Laienvolk, wie viel der Papst wirklichnoch arbeitet, wie gründlich er die Akten studiert, inwieweit derGreis bei der Führung der weltweit über eine Milliarde Katholikennoch die Richtung vorgibt. Reicht seine Kraft dazu noch aus?