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Vatikan Vatikan: Papst Johannes Paul II. ist gestorben

01.04.2005, 05:28
Tausende beten auf dem Petersplatz in Rom (Foto: dpa)
Tausende beten auf dem Petersplatz in Rom (Foto: dpa) ANSA

Rom/dpa. - Kurienkardinäle wie der Deutsche Joseph Ratzinger verabschiedetensich im Vatikan von dem seit über 26 Jahren regierendenKirchenoberhaupt. «Ihm ist bewusst, dass er zum Herrn geht», meinteRatzinger nach einem Besuch am Sterbebett. «Er hat sich von mir miteinem letzten Gruß verabschiedet und für die Arbeit in den letztenJahren gedankt», sagte er. «Ich habe Euch gesucht. Jetzt seid Ihr zumir gekommen. Ich danke Euch dafür», lasen enge Mitarbeiter lautNavarro-Valls von den Lippen des Papstes ab. Auch in einem Schreibenan die katholischen polnischen Schwestern, die ihn seit Jahrenpflegen, nahm der Papst Abschied. Er schrieb: «Ich bin froh, seid ihres auch.»

Auf dem Petersplatz in Rom wurden auch am Samstagabend wiederzehntausende Gläubige erwartet. Die Kirche rief für die Nacht zueinem Rosenkranzgebet für den sterbenden Papst auf. Zugleich wurdenin Italien alle Sportveranstaltungen an diesem Wochenende abgesagt,wie das Nationale Olympische Komitee (CONI) mitteilte. Damit fallenauch alle Spiele der Fußball-Serie A aus.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner betete am Samstagsichtlich ergriffen in einer Mittagsandacht für eine «guteSterbestunde für den Papst». Zusammen mit knapp 1000 Gläubigengedachte er im Kölner Dom des im Sterben liegenden Papstes. «WehenHerzens gehen unsere Gedanken nach Rom in den Vatikan.»

Der seit 1978 regierende Papst liegt seit Freitag in seinerPrivatwohnung über dem Petersplatz im Sterben. Herz und Kreislaufsowie Lunge und Nieren seien extrem angegriffen. Wie lange derTodeskampf andauern könnte, vermochte das päpstliche Ärzteteam nichtzu sagen. Navarro-Valls, der selbst Arzt ist, wollte auf nähereEinzelheiten nicht eingehen.

«Seit dem Morgengrauen ist der Beginn eines eingeschränktenBewusstseinszustandes festzustellen», sagte er vor Journalisten. DerZustand von Herz und Kreislauf sei unverändert kritisch. Zwar öffneder Papst mitunter die Augen. «Meistens will er aber schlafen.» Dasitalienische Fernsehen kommentierte: «Der Papst stirbt langsam.»

Bei zeitweise strahlender Sonne strömten die Menschen am Samstagerneut auf den Petersplatz. Einige lasen vor dem ApostolischenPalast, in dem die Wohnung des Papstes ist, aus der Bibel. Bereits amFreitagabend kamen über 60 000 Menschen, darunter deutsche Pilger undTouristen, auf den hell erleuchteten Platz. Viele beteten denRosenkranz, andere hielten Kerzen in den Händen. Auf den nächtlichenPetersplatz waren auch viele junge Leute gekommen.

In einem Gottesdienst am Freitagabend meinte der Generalvikar derStadt, Kardinal Camillo Ruini, Johannes Paul «sieht und berührtbereits den Herrn». Zu der Zeremonie in der Lateranbasilika warenauch der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi undMinisterpräsident Silvio Berlusconi gekommen.

In Polen, dem Geburtsland des Papstes, hielten Tausende in denKirchen Nachtwache. Auch die Münchner Frauenkirche und der Kölner Domwaren für Gebete geöffnet. In den USA fanden sich unzählige Gläubigezum Gebet zusammen. In größeren Kirchen und Kathedralen von der Ost-bis zur Westküste fanden Gottesdienste statt. Auch US-PräsidentGeorge W. Bush und First Lady Laura Bush beteten für den Papst. US-Außenministerin Condoleezza Rice würdigte Johannes Paul als «großePersönlichkeit der Moral» und hob seine Verdienste für die Freiheithervor.

Seit Donnerstagabend hatte sich der Zustand des Papstes rapideverschlechtert. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls sprach vonmassiven Herz-, Kreislauf- und Nierenproblemen. Der Blutdruck seiinstabil. Der Heilige Vater hat die «Letzte Ölung» erhalten. MitBlick auf die Wahl eines Nachfolgers berichteten italienische Medien,es seien bereits Kardinäle aus aller Welt unterwegs nach Rom.Zugleich gab der Vatikan am Samstag mehrere Bischofsernennungenbekannt. Damit zeigt die katholische Kirche demonstrativ, dass sieauch in solchen Phasen handlungsfähig ist.

So wird ein neuer Papst gewählt (Grafik: dpa)
So wird ein neuer Papst gewählt (Grafik: dpa)
dpa
Papst Johannes Paul II. (Grafik: dpa)
Papst Johannes Paul II. (Grafik: dpa)
dpa