USA USA: Test der umstrittenen Raketenabwehr erfolgreich
Washington/dpa. - Bei dem Test am Freitag gab es nachAngaben der Raketenabwehrbehörde des Verteidigungsministeriums (MDA)ein gezieltes Täuschmanöver, um die Zerstörung der anfliegendenSprengkopfattrappe zu erschweren - so, wie ein potenzieller Angreiferim Ernstfall möglicherweise vorgehen würde.
Der Test kostete laut US-Verteidigungsministerium zwischen 120 und150 Millionen Dollar (94 bis 118 Millionen Euro). «Es war der größteund vielschichtigste Test, den wir je gemacht haben», sagte MDA-Direktor Patrick O'Reilly der «New York Times».
Zunächst war am Freitagabend kurz nach 1500 Uhr Ortszeit (MEZ2200) in Alaska eine «Angreiferrakete» mit einer Sprengkopfattrappegestartet; 19 Minuten später wurde auf dem Militär-StützpunktVandenberg (Kalifornien) eine Abwehrrakete mit einem sogenanntenKill-Vehikel an der Spitze gezündet. Dieses Raketenteil löste sichdann den Angaben zufolge während des Flugs ab, steuerte dieSprengkopfattrappe an und vernichtete sie knapp zehn Minuten nach demStart. Die Abwehrrakete hatte laut Pentagon ihr Ziel mit einerGeschwindigkeit von mehr als 24 000 Stundenkilometern anvisiert undsie etwa 161 Kilometer über der Erdoberfläche getroffen.
Die US-Raketenabwehr ist vor allem zwischen den USA und Russlandein Streitobjekt. Moskau hat massive Einwände gegen die US-Pläne,zehn Abwehrraketen in Polen und ein dazu gehöriges Radarsystem inTschechien zu stationieren. Washington argumentiert, dass dieseRaketen lediglich einer möglichen Bedrohung aus dem Iranentgegengestellt werden sollen.
Für das Täuschungsmanöver vom Freitag wurden Ballons benutzt, diezusammen mit dem «feindlichen» Sprengkopf freigesetzt wurden, um dieAbwehrraketen auf den falschen Weg zu locken. Bislang sind nachAngaben des Pentagons acht von 13 Langstrecken-Abwehrtests gelungen,allerdings war der Test vom Freitag der erste Versuch mit einembegleitenden Täuschungsmanöver. Gegner des Systems hatten kritisiert,dass alle bisherigen Tests nicht realitätsnah gewesen seien.
In den USA wurde dem Test auch wegen des bevorstehendenPräsidentenwechsels besondere Bedeutung beigemessen. Der scheidendeAmtsinhaber George W. Bush ist ein strikter Verfechter des Systemsund hat bisher etwa zehn Milliarden Dollar pro Jahr für Entwicklungund Produktion ausgegeben. Sein demokratischer Nachfolger BarackObama scheint auf diesem Feld zurückhaltender agieren zu wollen. Erunterstützt das System zwar ebenfalls grundsätzlich, will aber dafürkeine Gelder von anderen wichtigen Projekten abzweigen, solange esZweifel an der technischen Zuverlässigkeit gebe.