USA USA: Präsident Bush wird 60 Jahre alt

Washington/dpa. - Sein 60. Geburtstag macht US-Präsident GeorgeW. Bush sichtlich zu schaffen. Schon im Januar, in der Rede zur Lageder Nation, sprach er darüber: «Dieses Jahr werden die ersten der 78Millionen "Baby-Boomer" 60 Jahre alt, darunter zwei der wichtigstenMenschen für meinen Vater, ich und Bill Clinton», scherzte Bush.
Dabei spielte er sowohl auf die alternden geburtenstarkenJahrgänge an als auch auf die zuweilen kuriose Männerfreundschaftzwischen seinem Vater, dem Ex-Präsidenten George Bush, und dessenfrüherem politischen Gegner Clinton. Der 60. Geburtstag sei «mehr alsnur eine persönliche Krise, er ist eine nationale Herausforderung»,schlug der Präsident, der am Donnerstag seinen Ehrentag feiert, denBogen von sich zu den Problemen der Rentensysteme.
«Als ich in Ihrem Alter war», sagte er kürzlich vor Studenten inOmaha, «dachte ich, dass jemand mit 60 richtig alt ist. Aber das istnur eine Frage des Bewusstseins, 60 ist nicht so alt, wirklichnicht.» Kein Zweifel: Bush ringt mit dem Älterwerden, bezeichnet den60. als «Meilenstein». Wenn er mit seinem Mountainbike unterwegs sei,«stöpsel ich meinen I-Pod ins Ohr, und das hilft mir hoffentlich,mein Alter zu vergessen», seufzte er vor Bürgern in Maplewood(Minnesota).
Der sportliche, fast asketische Republikaner aus Texas wird wohltun, was viele Menschen an solch runden Geburtstagen tun: eine ersteBilanz des Lebens ziehen. «Er sieht darin sicher eine Wegmarke, erwird nachdenken über seine Erfahrungen, seine Freunde und die Dinge,die er liebt», zitierte die «Washington Post» Bushs Freund undPolitik-Berater Mark McKinnon.
Allerdings wird Bush bei der Betrachtung seines Lebens denOptimismus brauchen, den er so gern in Reden beschwört. Denn er weiß,dass nicht nur der liberale Geschichtsprofessor Sean Wilentz(Universität Princeton) die Frage stellt, ob Bush nicht als«schlechtester Präsident der USA» in die Geschichtsbücher eingehenwird.
Bush selbst hofft auf das Gegenteil. Historiker sollen einmalseine Angriffskriege rechtfertigen, seine neokonservativ geprägteVision von Freiheit als Schlüssel für eine bessere Welt preisen. DieSpekulation des US-Präsidenten auf den Respekt künftiger Generationenresultiert sicher auch aus der weltweiten Ablehnung und oft sogar demHass, der ihm selbst im eigenen Lande entgegenschlägt.
Dabei hat Bush durchaus - politisch und persönlich - auf Kritikreagiert. Seit seinem zweiten Wahlsieg 2004 umwirbt er vor allem jeneEuropäer, die ihm nicht in den Irak-Krieg gefolgt sind. Im Nuklear-Konflikt mit dem Iran setzt Bush wie von der EU gefordert bisher aufDiplomatie.
Er spricht öffentlich von Fehlern, nennt die Gefangenen-Misshandlungen im US-Militärgefängnis von Abu Ghoreib beschämend,distanziert sich von seiner «lockeren Zunge», als er beispielsweisein Wildwestmanier zur Jagd auf Terroristen («tot oder lebendig»)blies. Auch lernte Bush, dessen Berater stets seine berüchtigtenSprachschnitzer und rhetorischen Mängel fürchteten, immer besser freizu sprechen. In diesem Jahr stellte er sich öfter als je zuvorkritischen Fragen von Journalisten und Bürgern.
In der Sache allerdings hielt Bush seinen umstrittenen Kurs. Ersieht den Westen herausgefordert vom Islamismus, der mit Terror dieWelt verändern will. Sich selbst betrachtet er als globalen Führer ineinem offensiven Kampf gegen die Feinde der Freiheit. Spätestens seitden Terroranschlägen vom 11. September 2001 spricht Bush über sichals Kriegsherr in «historischen Zeiten». Dabei deutete sein Lebensweglange Zeit keineswegs darauf hin, dass er einmal Geschichte schreibenwürde - und daran zweifeln nicht mal seine ärgsten Feinde.
Bush wurde 1946 in New Haven als Sohn von George Herbert WalkerBush geboren, der unter Ronald Reagan Vizepräsident und dann selbstPräsident war. Bush Junior wuchs in Texas auf. Nach dem Studium ander Elite-Universität Yale ging er 1968 zur Nationalgarde, späterbesuchte er die Harvard Business School. Bush versuchte sich dann imÖlgeschäft. 1977 heiratete er Laura Welch, 1981 wurden die ZwillingeBarbara und Jenna geboren.
Mitte der 80er Jahre brach Bush mit seinem unsteten Leben, hörteauf zu trinken und konvertierte zum methodistischen Glauben seinerFrau. Er erwarb das Baseballteam «Texas Rangers», das er 1988 mitenormem Gewinn verkaufte. 1994 wurde er zum Gouverneur von Texasgewählt, 2000 siegte Bush bei umstrittenen Präsidentschaftswahlengegen den Demokraten Al Gore.
Im sechsten Jahr seiner Präsidentschaft ist Bush mit einem tiefgespaltenen Land konfrontiert. Zwar boomt die Wirtschaft, aber dieStaatsverschuldung ist enorm. Viele internationale Krisenherde undanhaltendes Blutvergießen im Irak lassen auch die meisten Amerikaneran der Politik des Republikaners zweifeln. Aber auch viele Demokratenbetonen, dass das Urteil der Geschichte noch nicht gesprochen ist.