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Umweltzonen Umweltzonen: Grüne Welle für Autofahrer in Berlin

Von INA BRZOSKA 29.12.2009, 20:12

BERLIN/MZ. - In ihrer Fensterscheibe klebt noch eine gelbe Plakette - was in ihrer Heimatstadt München kein Problem gewesen wäre. In Berlin aber schon, denn im neuen Jahr muss jeder innerhalb des S-Bahn-Rings eine grüne Plakette vorweisen, ansonsten drohen 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg.

Viele müssen umrüsten

Eine Kfz-Werkstatt teilte der 32-Jährigen mit, dass sie umrüsten muss. Eine grüne Plakette erhält sie nur, wenn das Dieselfahrzeug einen Rußfilter besitzt. Der sei aber erst im kommenden Jahr lieferbar, er wird mehrere hundert Euro kosten. Bis Ende des Jahres unterstützt der Staat Autofahrer, die umrüsten lassen, mit 330 Euro.

Auch viele Berliner erwischt die neue Regelung wenige Tage bevor die verschärften Regelungen für die Umweltzone einsetzen. Zwei Jahre nach ihrer Einführung müssten Einheimische eigentlich wissen, dass ab Januar 2010 nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette durch die Innenstadt fahren dürfen. Schätzungen zufolge sind rund 100 000 Berliner betroffen. "Von ihnen haben nur 60 bis 65 Prozent ordnungsgemäß umgerüstet", sagt Anselm Lotz, Chef der Kfz-Innung. Zehn Berlinerinnen und Berliner klagten 2009 mit Hilfe des ADAC und versuchten, das Feinstaub-Gesetz zu kippen. Das Verwaltungsgericht entschied, dass die Umweltzone rechtmäßig ist.

Doch trotz der Umweltplaketten kann Berlin die Feinstaub-Richtlinie der EU auch nach zwei Jahren Umweltzone noch nicht einhalten. Die EU verlangt, dass die Konzentration gesundheitsschädlicher Partikel pro Kubikmeter Luft an höchstens 35 Tagen im Jahr ein Tagesmittel von 50 Mikrogramm überschreiten darf. Diesen Grenzwert hat Berlin schon im November erreicht. "Ohne Umweltzone wäre die Schwelle von 50 Mikrogramm noch häufiger überschritten worden", sagt Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke). Allerdings hat die EU Städten, die wie Berlin bereits Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung eingeleitet haben, eine Fristverlängerung bis zum Jahr 2011 eingeräumt.

Es gibt Ausnahmen

Inzwischen gelten in Berlin viele Ausnahmeregelungen. Fahrzeuge, die nicht umrüstbar sind, erhalten bei der Dekra oder dem Tüv vorerst eine Fahrerlaubnis für 2010, die kostet für den Pkw 50 Euro. Im Januar sollen Fahrzeuge, die noch nicht umgerüstet haben, aber noch nicht zur Kasse gebeten werden. Die, die jetzt verbindlich einen Rußfilter in der Werkstatt bestellen, erhalten mit Nachweis beim Bezirksamt eine Genehmigung, mit der sie innerhalb der Umweltzone so lange ungestraft fahren dürfen, bis der Rußfilter eingebaut ist. Auch die 330 Euro dafür will der Staat 2010 noch zuschießen.

Gesine König kann also noch umzurüsten. Sie hat sich zu einer anderen Lösung durchgerungen, wird mit dem Vater aus München tauschen: den kleinen Benziner mit grüner Plakette gegen den großen Stinker mit gelber Plakette.