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Umwelt Umwelt: Abstimmungsniederlage für Walfangnation Japan

20.06.2005, 13:58
(Grafik: dpa)
(Grafik: dpa) dpa

Seoul/Ulsan/dpa. - Die japanischen Walfänger sollen künftig im IWC-Schutzgebiet derAntarktis jährlich fast 900 Zwergwale jagen können. Zudem sollen demVorschlag Japans zufolge zunächst 10 Finnwale im Rahmen einer Studiegetötet werden. Nach einer zweijährigen Übergangszeit soll dieFangzahl für Finn- und Buckelwale auf jeweils 50 Tiere steigen. Beidegehören zu den stark gefährdeten Tierarten. Japan erklärt dieQuotenerhöhung mit einer angeblichen Erholung der Walbestände.

Der Staatssekretär im Bundesverbraucherschutzministerium, MatthiasBerninger, der der deutschen Delegation in Ulsan angehört, warf Japanskandalösen Walfang vor. Er bezweifelte, dass die Wale zuwissenschaftlichen Zwecken getötet würden. «Das ist eine Farce.» Derwissenschaftliche Walfang unterliege keinem Moratorium. «DiesesHintertürchen ist inzwischen ein Tor.»

Die IWC verhängte 1986 ein Stopp für den kommerziellen Walfang.Dieses Moratorium wird jedoch von Japan und Island durch den«wissenschaftlichen» Fang umgangen. Nach Angaben des InternationalenTierschutzfonds (IFAW) hat Japan seit in Kraft treten des Moratoriumsmehr als 8000 Wale getötet. Norwegen betreibt wegen eines legalenVorbehalts gegen das Moratorium seit einigen Jahren wiederkommerziellen Walfang.

Das IWC-Abstimmungsergebnis vom Montag werteten Vertreter vonTierschutzverbänden als einen Teilerfolg. Damit werde vor allem auchkünftig die Transparenz in dem Gremium gewahrt, sagte Sandra Altherrvom Artenschutzverband Pro Wildlife in Ulsan. «Die Gefahr, dass sichdie Mehrheitsverhältnisse noch verschieben können, besteht jedochweiter.» Andere sahen in den Anträgen zur Tagesordnung lediglich dieAbsicht Japans, die Mehrheitsverhältnisse testen zu wollen. DieKommission hat derzeit 66 Mitglieder. Die Walfangbefürworter strebeneine Lockerung des seit 19 Jahren bestehenden Walfangstopps auf denWeltmeeren an.

Die am Walschutz interessierten Nationen wie Deutschland sowie dieTierschutzgruppen befürchteten vor Beginn der fünftägigen Konferenz,dass der Block der Walfangbefürworter erstmals seit Jahrzehnten dieMehrheit erringen könnte. Allerdings haben nach Angaben der IWCeinige neue Mitgliedsländer noch keine Beiträge eingezahlt. AndereIWC-Staaten hätten bisher noch keine Delegation geschickt. Das könnesich im Verlauf der Konferenz noch ändern, hieß es. Japan wird seitJahren vorgeworfen, durch Wirtschaftshilfe an EntwicklungsländerStimmenkauf zu betreiben, was die Japaner jedoch bestreiten.

Ein harpunierter Wal an Bord eines japanischen Walfangschiffes vor der Antarktis (Archivfoto von 1993: dpa). (Foto: MZ)
Ein harpunierter Wal an Bord eines japanischen Walfangschiffes vor der Antarktis (Archivfoto von 1993: dpa). (Foto: MZ)
dpa