Umbruch Umbruch: Ukraines Angst vor Putins Eingreifen
Washington - US-Außenminister John Kerry hat Russland vor einer militärischen Intervention in der Ukraine gewarnt. Eine Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine wäre ein schwerwiegender Fehler, sagte Kerry am Mittwoch vor Journalisten. Russland habe sich wiederholt gegen ausländische Militärinterventionen etwa in Libyen oder Syrien ausgesprochen. Jetzt solle sich das Land an die eigenen Mahnungen halten.
Als Reaktion auf den politischen Umsturz im Nachbarland hatte Russland seine Truppen im Grenzgebiet zur Ukraine in Alarmbereitschaft versetzt. Ziel ist es nach Angaben der Regierung, die Kampfbereitschaft zu testen. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte zugleich Maßnahmen zur Sicherung russischer Einrichtungen auf der Krim an. Die mehrheitlich von Russen bevölkerte Halbinsel ist wichtigster Standort der russischen Schwarzmeerflotte.
„Kein Exil für Janukowitsch“
Auch der designierte ukrainische Präsidentschaftskandidat Vitali Klitschko warnt Russland vor einer Eskalation der Lage. „Im Osten unseres Landes versucht Russland derzeit starken Einfluss zu nehmen, da müssen wir besonders aufpassen“, sagte Klitschko der „Bild“-Zeitung. In Russland sei von einigen Medien versucht worden, das Bild von einem Putsch und radikalen Demonstranten zu zeichnen. „Das ist einfach falsch“, sagte Klitschko, der als Kandidat bei der Präsidentenwahl im Mai antreten will.
Auf die Frage, ob er ein militärisches Eingreifen Russlands befürchtet, sagte Klitschko: „Ich kann mir das nicht vorstellen, denn eine solche Eskalation der Situation wollen beide Seiten nicht.“
Von Russlands Präsident Wladimir Putin forderte Klitschko, dem gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch kein Exil zu gewähren. „Janukowitsch muss sich in der Ukraine vor einem Gericht für seine Taten verantworten.“ Es gebe starke Anzeichen dafür, dass sich der Flüchtige auf der Krim in einem russischen Militärlager versteckt halte.
Maidan-Rat will
Der sogenannte Maidan-Rat, in dem die Führungsspitzen der bisherigen Oppositionsbewegung versammelt sind, bestimmte Arseni Jazenjuk, der Vorsitzender der Vaterlandspartei von Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ist, am Mittwoch zum Kandidaten für das Amt. Am Donnerstag will das Parlament den 39-Jährigen offizielle bestätigen. Seine Nominierung wurde am Abend zusammen mit weiteren Kabinettsmitgliedern vor zehntausenden Menschen auf dem Maidan-Platz verkündet. Der proeuropäische Politiker konnte sich während der Proteste gegen den inzwischen entmachteten Staatschef Viktor Janukowitsch als einer der Oppositionsführer profilieren.
(rtr)