Türkei Türkei: Notprogramm zur Rettung der Wirtschaft
Istanbul/dpa. - Der neue türkische Wirtschaftsminister Kemal Dervis hat am Mittwoch ein Programm zur Rettung der türkischen Wirtschaft vorgestellt. So müsse unter anderem die Inflation gesenkt, die Privatisierung vorangetrieben und das Bankensystem umstrukturiert werden. Dies sei ein erstes Programm zur Lösung «der dringendsten Probleme», aber die Arbeit gehe weiter, sagte Dervis in Ankara vor Journalisten. Die Krise wird nach Einschätzung des Ministers negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Inflation haben. Dervis: «Die Inflation wird im März und April sehr hoch sein.» Er rechne mit rund zehn Prozent.
Der ehemalige Vertreter der Weltbank betonte, dass die Türkei ein starkes Land mit großen Potentialen sei. Nun sei es wichtig, das Vertrauen der nationalen und internationalen Finanzmärkte sowie der Öffentlichkeit zurück zu gewinnen. Am Mittwoch besuchte Dervis Vertreter von Gewerkschaften und bat um Unterstützung für das Programm. Bereits in den vergangenen Tagen hatte Dervis erklärt, dass Hilfe aus dem Ausland notwendig sei, um einen Weg aus der Krise zu finden. Die Regierung sei sich über das Programm völlig einig und brauche die Unterstützung der Öffentlichkeit. Dervis rechnet damit, dass die Freigabe des Wechselkurses der Lira gute Ergebnisse bei den Exporten und beim Tourismus zur Folge haben wird.
Die Wirtschafts- und Finanzkrise war durch einen Streit zwischen Ministerpräsident Bülent Ecevit und Präsident Ahmet Necdet Sezer über die Bekämpfung der Korruption ausgelöst worden. Auf Grund der Krise wurde der Wechselkurs der Lira freigegeben und ein freier Fall der Währung ausgelöst. In den vergangenen Tagen hatte es zahlreiche Preiserhöhungen unter anderem für Benzin, Strom, Alkohol und Zigaretten gegeben. Für viele Türken, die bereits vor der Krise unter dem Existenzminimum gelebt hatten, sind die Folgen der Krise katastrophal. Die Finanzmärkte warten seit Tagen mit Ungeduld auf die Vorstellung des Programms. Auch am Mittwoch war die Börse noch einmal eingebrochen.