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Tunesien Tunesien: El Kaida bekennt sich zu Anschlag auf Synagoge in Djerba

23.06.2002, 15:43
Schily auf Djerba
Schily auf Djerba AFP

Kairo/Berlin/dpa. - Das Terrornetzwerk El Kaida von Osama binLaden hat sich zu dem Synagogenanschlag auf der tunesischenFerieninsel Djerba bekannt. Bei dem Blutbad am 11. April waren 19Menschen, darunter 14 deutsche Touristen, getötet worden. Dasarabische Satelliten-Fernsehen El Dschasira spielte am Sonntag einTonband ab, auf dem nach Angaben des Senders die Stimme von El-Kaida-Sprecher Suleiman Abu Gheith zu hören ist. Eine Sprecherin desBundesinnenministeriums in Berlin sagte, Innenminister Otto Schilyhabe wiederholt erklärt, es gebe starke Indizien, die auf eineVerbindung zur El Kaida hindeuteten. Auf dem Tonband drohte AbuGheith auch mit neuen Anschlägen gegen US-Ziele.

«Ein junger Mann der El Kaida, der nicht mehr ertragen konnte, mitansehen zu müssen, wie seine Brüder in Palästina getötet werden undihnen das Recht auf ihr Land genommen wird, hat diese Operationausgeführt», sagte Abu Gheith nach Angaben des Senders. «Denngleichzeitig sah er, wie sich die Juden in seiner Stadt Djerba freibewegen und ihre Rituale durchführen konnten ... . Da keimte derGeist des Dschihad (Heiliger Krieg) in ihm, und er führte dieseerfolgreiche Operation aus.»

Der mutmaßliche Selbstmordattentäter, der Tunesier Nizar BenMohammed Nawar (24), kam nach Erkenntnissen der Ermittler offenbarbei dem Anschlag ums Leben. Sein Name wurde in einemBekennerschreiben genannt, das kurz nach dem Anschlag bei einer inLondon herausgegebenen arabischen Zeitung eingegangen war.

Abu Gheith wies am Sonntag gleichzeitig Spekulationen zurück, BinLaden sei krank oder bei der Anti-Terror-Kampagne gegen die Tora-Bora-Höhlen in Afghanistan im vergangenen Jahr verletzt worden. BinLaden gilt als Drahtzieher der verheerenden Anschläge in den USA, beidenen am 11. September mehr als 3000 Menschen getötet worden waren.

Abu Gheith kündigte an, Bin Laden werde sich in den kommendenWochen auf einer Videoaufnahme im Fernsehen zeigen. Bin Laden sowieder afghanische Taliban-Führer Mullah Omar seien am Leben und beibester Gesundheit. «98 Prozent der Führung der El-Kaida-Organisationsind noch intakt», sagte er weiter. «Wir sind erst am Anfang unseresKrieges gegen die USA.» Washington habe zu Recht erst jetzt wiedervor neuen Anschlägen gewarnt, sagte er in Anspielung auf neue US-Warnungen knapp zwei Wochen vor dem Nationalfeiertag am 4. Juli, dertraditionell mit großen Volksfesten gefeiert wird.

Das Bundeskriminalamt FBI informierte am Freitag alleDienststellen, dass Terroristen in den USA und Drittländern Anschlägemit Tankwagen auf Synagogen und andere jüdische Einrichtungen planenkönnten. US-Präsident George W. Bush sagte, die Hinweise seien Grundzu besonderer Wachsamkeit. Das FBI forderte Synagogen und jüdischeSchulen, Betreiber von Benzinlagern sowie Tanklasterunternehmer zuerhöhten Sicherheitsvorkehrungen auf. Die Warnung geht aufInformationen zurück, die einige der El-Kaida-Gefangenen auf demStützpunkt Guantanamo Bay in Kuba preisgegeben hatten. Dietraditionellen Massenpicknicks und Feste mit Feuerwerk am 4. Julifinden unter äußerst scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Im kanadischen Montréal ging der Polizei ein 34-jähriger Algerierins Netz, der im Verdacht steht, einen Anschlag auf die US-Botschaftin Paris geplant zu haben. «Er steht in Verdacht, einer von sechsoder sieben Männern zu sein, die einen Anschlag auf die US-Botschaftin Paris planten. Die Verschwörung wurde vor mehreren Monaten aufgedeckt und abgewendet», sagte ein Polizeisprecher. Die Festnahme erfolgte auf Antrag der Niederlande, wo Adel Tobbichi wegenDokumentenfälschung für El-Kaida-Mitglieder gesucht wird.

Amerikanische Soldaten verstärkten unterdessen im SüdenAfghanistans die Suche nach Mitgliedern der El Kaida und des früherenTaliban-Regimes. Wie die in Pakistan ansässige afghanischeNachrichtenagentur AIP am Sonntag meldete, hätten hunderte Soldaten die Operation vor drei Tagen begonnen.