Tschechien Tschechien: Schmutziges Geschäft im Rotlichtmilieu

Prag/dpa. - Petra J. ist kein Einzelfall: Im deutsch-tschechischenRotlichtmilieu blüht das schmutzige Geschäft mit derZwangsprostitution bereits seit der politischen Wende von 1989. Nunwollen Politiker in beiden Ländern mit sich ergänzenden Maßnahmen demÜbel zu Leibe rücken. Das Innenministerium in Prag wird bis Maierstmals ein Gesetz zur allgemeinen Begrenzung der Prostitutionvorlegen, und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will «SexuellenMissbrauch von Menschenhandelsopfern» unter Strafe stellen.
Danach soll mit Haft bis zu zwei Jahren bestraft werden, wer«leichtfertig nicht erkennt», dass er Sex mit einerZwangsprostituierten hat. Wer es absichtlich tut, muss mit bis zufünf Jahren Gefängnis rechnen. Beides soll auch im Ausland nachdeutschem Recht strafbar sein. Wie notwendig eine Lösung ist, zeigtejüngst ein Treffen böhmischer Bürgermeister mit InnenministerFrantisek Bublan. Wütend hätten die Ratsherren von dem Ressortchefeine Handhabe besonders gegen die wuchernde Straßenprostitution inden Kommunen geforderte, berichtete die Presse.
«Das Kabinett wird wohl erst aktiv, wenn die Dirnen vor demRegierungsamt auf Kunden warten», rief ein Bürgermeister frustriert.Prostitution ist in Tschechien nicht strafbar, findet aber weitgehendim rechtsfreien Raum statt und hat oft Verbindungen zurWaffenhändler-, Geldwäscher- und Drogenszene. Zwangsprostitution wiebei Petra J. ist keine Ausnahme. Mit dem neuen Gesetz will die PragerRegierung künftig zum Beispiel bestimmen, wer im Sexgewerbe arbeitendarf und wie regelmäßige Gesundheitskontrollen aussehen.
Nach Erkenntnissen von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD)reisten zumindest in der Vergangenheit «ganze Busladungen» deutscherSextouristen in die Grenzstadt Cheb (Eger). Auch deshalb fühlen sichBürgerinitiativen und Behörden in Deutschland mitverantwortlich fürdas Geschehen im böhmischen Rotlichtmilieu. «Es ist wichtig, dass wirOpferschutzwohnungen gerade im Passauer Raum fördern», sagte BayernsSozial- und Familienministerin Christa Stewens (CSU) unlängst in Pragam Rande bilateraler Gespräche. «Wir wollen Beratungsstellen fürProstituierte einrichten, und hier wird auf beiden Seiten der Grenzebereits hervorragend gearbeitet.»
Betroffene tschechische Städte, denen dies alles zu langsam geht,haben nun eigene Verordnungen erlassen. Darin wird Prostitution nuran bestimmten Plätzen erlaubt. Besonders die Entscheidung von Sokolov(Falkenau) sticht aus den Regelwerken hervor: Der Rat dernordböhmischen Stadt weist Prostituierten nur einen einzigen Ort zu -direkt vor dem Polizei-Präsidium. Dies sei aber kein Galgenhumor,unterstrich ein Kommunalpolitiker bei dem Treffen mit MinisterBublan: «Das ist pure Verzweiflung.»