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Tonga Tonga: König Taufa'ahau Tupou IV. gestorben

Von Frank Brandmaier 10.09.2006, 20:33
Der König des Südsee-Staates Tonga, Taufa'ahau Tupou IV., einer der letzten absoluten Monarchen, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. (Foto: dpa)
Der König des Südsee-Staates Tonga, Taufa'ahau Tupou IV., einer der letzten absoluten Monarchen, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. (Foto: dpa) AFP

Singapur/dpa. - Immerhin hatte ihm seineLeibesfülle von 209,5 Kilogramm 1976 einen Eintrag im Guinnessbuchder Rekorde als dickster Monarch der Welt gesichert. Er ähnele einemauf «Hochglanz polierten Konzertflügel mit einem Orden-besetztenBrustkorb von der Größe eines kleinen Billardtischs», lästerte einstdie «Times of London». Als einer der weltweit letzten feudalen Herrscher starb Tongas König im Alter von 88 Jahren.

Seit der Thronbesteigung 1965 machte Taufa'ahau Tupou IV. alsGastgeber üppiger Dinners von sich Reden. Gaumesfreuden hatten am Hofdes Königreichs der 172 Inseln, auf halbem Wege zwischen Neuseelandund Südamerika an der Datumsgrenze gelegen, lange Zeit einen hohenStellenwert. «Es ist eine Freude, Zeit mit ihnen zu verbringen und anihrem Champagner und Kaviar teilzuhaben», schrieb ein frühererneuseeländische Botschafter über seine Erfahrungen mit Tongas Royals.Das Reisen zählte zu den bevorzugten Tätigkeiten des Monarchen, undda lag dem Träger des Bundesverdienstkreuzes vor allem der Kontakt zuDeutschland am Herzen. Zuletzt besuchte er 1985 die Bundesrepublik.Seit 1876 ist Tonga Deutschland mit einem Freundschaftsvertragverbunden. 1977 wurde die Übereinkunft, die das Land vor einemKolonialschicksal bewahrte, beiderseits erneuert.

Darüber hinaus soll es eine ganz persönliche Verbindung zuDeutschland geben: Man erzählt sich, Tupous Ur-Urgroßvater, GeorgTupou I., sei der Seemann Hinrich Meyer aus Buxtehude gewesen, derauf Tonga gelandet war, dort eine Häuptlingstochter ehelichte und1845 schließlich die Familiendynastie begründete.

Nie hat Urenkel Taufa'ahau einen Zweifel daran gelassen, dassallein er weiß, was das Beste für seine rund 110 000 Untertanen im360 000 Quadratkilometer großen Reich ist. Nach seiner eigenenAbspeckkur verordnet er ihnen neben Sport kalorienarme Kost ausMeeresfrüchten, Gemüse und Obst. Dass die Diät auch eingehalten wird,überwachten Medienberichten zufolge Kontrolleure des Königs. ZuBewegung im politischen Gefüge zeigte der Vater von vier Kindernhingegen wenig Neigung. Mehrheitswahlrecht sei «etwas Fremdes» fürTonga, gab Tupou einst zu Protokoll. Zu viel Demokratie sei schlichtschädlich.

Doch 2005 schien der Königsthron bedrohlich zu wackeln: Etwa10 000 Menschen waren in Tonga zu einer ersten Massendemonstrationfür Demokratie vor das Parlament gezogen, das ohnehin nur Fassadeist: Zwei Drittel der Sitze kontrollieren der König und seineVerbündeten, und letzten Endes entscheiden 33 Adelsfamilien über dieGeschicke des Landes.

Auf dem Archipel, der auf den ersten Blick mit türkisblauemWasser, rauschenden Palmen und weißen Stränden das perfekteSüdseeparadies abgibt, fehlt es aber auch nicht an Schattenseiten.Während der König und die Insel-Aristokratie dem Luxus frönten, lebenviele Untertanen mühsam von dem, was Meer und Acker hergeben undmüssen nicht selten einen Balanceakt auf der Armutsschwelle meistern.

Ob ein politischer Wandel nach dem Tod von Taufa'ahau Tupou IV.eine echte Chance hat, steht in den Sternen. Nachfolger wird seinSohn, Kronprinz Tupouto'a. «Im Herzen nicht eben ein echterDemokrat», befand einmal ein neuseeländischer Diplomat.