Termine bei Fachärzten Termine bei Fachärzten: Diskussion über "dringliche Überweisungen"

Halle (Saale)/MZ - Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, hat die Einführung einer „dringlichen Überweisung“ vorgeschlagen, damit Hausärzte ihre Kassenpatienten schnell zu einem Facharzt vermitteln können. So soll die im Koalitionsvertrag vereinbarte Termingarantie verhindert werden. Union und SPD wollen durchsetzen, dass Patienten in ein Krankenhaus gehen können, wenn sie nicht binnen vier Wochen einen Termin beim Facharzt erhalten. Montgomery nennt das unsinnig.
Die Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Simone Heinemann-Meerz, begrüßt prinzipiell den Vorstoß Montgomerys. „In Sachsen-Anhalt“, so betont sie, „funktioniert das Terminmanagement aber bereits weitestgehend, ohne dass es staatlich verordnet wird.“
Sie bekomme regelmäßig von Hausärzten dringliche Überweisungen auf den Tisch, berichtet die praktizierende Kardiologin. Und diese Patienten bekämen dann sehr schnell einen Termin. Das regelten die Ärzte untereinander. „Die Terminvergabe muss auch in den Händen der Ärzte bleiben, und zwar in den Händen jener Ärzte, die den Patienten kennen“, sagt die Medizinerin. Sie spielt damit auf eine Passage im Koalitionsvertrag an, nach der bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) eine zentrale Terminservicestelle eingerichtet werden soll, an die sich die Patienten wenden können. Diejenigen, die dort säßen, könnten die Dringlichkeit gar nicht einschätzen, so Heinemann-Meerz. Zudem löse eine solche Stelle auch nicht das Grundproblem - den Facharztmangel in einigen Bereichen. Das Verfahren unterstelle vielmehr, dass es Kapazitäten gäbe.
KV-Chef Burkhard John erinnert daran, dass es so etwas wie eine „dringliche Überweisung“ schon einmal gegeben habe. „Der Effekt war, dass plötzlich alle eine solche Überweisung haben wollten“, sagt er. Das könne bei diesem Vorschlag wieder passieren.
Allerdings, so John, sei es schon nötig, einen Weg zu suchen, wie diese Vier-Wochen-Frist umgesetzt werden könne. Dazu müssten dringliche von Routine-Überweisungen getrennt werden. Eine Lösung sieht er in einer konsequent hausarzt-zentrierten Versorgungsstruktur. Der Hausarzt, der den Patienten permanent betreut, könne ihn auch gezielt zum Facharzt überweisen. So könnten die Spezialisten von Bagatell-Behandlungen entlastet werden. Eine Möglichkeit, Facharztbesuche zu steuern, sei auch, von demjenigen eine Zuzahlung zu verlangen, der ohne Überweisung komme.