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Südamerika Südamerika: Michelle Bachelet wird die erste Präsidentin von Chile

15.01.2006, 22:20
Gegenkandidat Sebastian Pinera (l.) gratuliert in der Hauptstadt Santiago de Chile Michelle Bachelet zu ihrem Wahlsieg. (Foto: dpa)
Gegenkandidat Sebastian Pinera (l.) gratuliert in der Hauptstadt Santiago de Chile Michelle Bachelet zu ihrem Wahlsieg. (Foto: dpa) EFE

Santiago de Chile/dpa. - Ihr konservativer RivaleSebastián Piñera, einer der reichsten Unternehmer Chiles, kam nachAngaben der Wahlbehörde auf rund 46,5 Prozent. Die Nachfolgerin vonRicardo Lagos ist auch die erste gewählte Präsidentin Südamerikas.

Bachelets Mitte-Links-Bündnis «Übereinkunft für die Demokratie»regiert im Andenland Südamerikas seit Ende der Diktatur von GeneralAugusto Pinochet. Die spätere Gesundheits- und Verteidigungs-Ministerin lebte während der Pinochet-Diktatur (1973-1990) in derDDR.

In ihrer ersten Rede nach dem Wahlsieg sagte Bachelet, sie wollemit «neuen Gesichtern» und mit ebenso vielen Frauen wie Männern imKabinett regieren. Der Wahlausgang sei «ein Sieg Chiles». Sichtlichgerührt sagte sie vor Tausenden jubelnder Menschen vor einem Hotel inSantiago, Chile werde «wieder einmal die Welt beeindrucken». Es könnereicher werden, «ohne seine Seele zu verlieren, ohne die Luft, diewir atmen, oder das Wasser, das wir trinken, zu verschmutzen».

Am Montag trafen sich Bachelet und Lagos bei einem Frühstück, umüber die Übergangszeit bis zum Machtwechsel am 11. März zubesprechen. Bereits am Abend (Ortszeit) hatte das chilenischeFernsehen ein Telefongespräch zwischen Bachelet und dem scheidendenPräsidenten live übertragen. «Das ist ein Sieg aller Chilenen», sagtedabei die künftige Präsidentin, die den friedlichen Verlauf desUrnengangs würdigte. Lagos sprach von einem «großen Tag für Chile».

Der konservative Oppositionskandidat Piñera, Medienmogul und einerder reichsten Männer Chiles, räumte seine Niederlage ein. «Ichbeglückwünsche Frau Bachelet zum Wahlsieg», sagte der 56-jährigePiñera vor Parteifreunden und Anhängern. Er wünschte Bachelet allesGute.

Anhänger von Bachelets Mitte-Links-Bündnis waren schon nach erstenTeilergebnissen mit Sekt auf die Straßen gegangen, um den Sieg zufeiern. Nach Polizeischätzung versammelten sich allein auf derHauptstraße Paseo Alameda in Santiago eine halbe Million Menschen.

Bachelet strebt in Chile eine gerechtere Einkommensverteilung an.In ihrer Mitte-Links-Koalition gilt sie als «Linksaußen». Dem inDüsseldorf erscheinenden «Handelsblatt» (Dienstag) sagte Bachelet,sie wolle die verantwortungsvolle Haushaltspolitik derVorgängerregierungen beibehalten. Innerhalb dieses Rahmens werde sieden Schwerpunkt ihrer Regierungsarbeit auf die Überwindung derUngleichheit legen. «Wir brauchen eine Gesellschaft mit mehr undbesserer Bildung sowie eine stärkere Unternehmenskultur, die eserlaubt, an den Märkten der Zukunft teilzuhaben und auf derenAnsprüche flexibel zu reagieren», erklärte sie. Eine weiterePriorität werde die Reform des Rentensystems sein.

Im ersten Wahlgang Mitte Dezember hatte Bachelet mit 46 Prozentetwa 20 Prozentpunkte vor Piñera gelegen, die erforderliche absoluteMehrheit aber verfehlt. Der Urnengang verlief in den knapp 33 000Wahllokalen ohne nennenswerte Zwischenfälle. Rund 8,2 MillionenStimmberechtigte waren zu den Urnen gerufen. 20 000 Soldaten undPolizisten waren im Einsatz.