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Stiltrainer Jan Schaumann Stiltrainer Jan Schaumann: «Auf die Schuhe kommt es am meisten an»

21.01.2011, 21:51

Halle (Saale)/MZ. - Wie macht man es denn nun richtig mit der Kleidung im Job? Der Berliner Stiltrainer Jan Schaumann (42) spricht im Interview mit Antonie Städter über Krawattenpflichten, Sandalen und zu tiefe Ausschnitte.

Herr Schaumann, Sie tragen doch sicher oft und gerne Krawatte.

Schaumann: Ja, oft, weil es bei Geschäftsterminen einfach von mir erwartet wird. Außerdem mag ich gute Kleidung - auch Krawatten.

Besitzen Sie viele?

Schaumann: Meine Frau sagt, zu viele. Ich habe sie noch nie gezählt - aber dreistellig ist die Zahl sicher.

Sind da auch welche mit Comicfiguren dabei?

Schaumann: Nein!

Noch nicht einmal geschenkte?

Schaumann: Wirklich nicht. Und selbst wenn: Ich würde es trotzdem abstreiten.

Was halten Sie von den Schlips-Verweigerern im Bundestag?

Schaumann: Das ist eine völlig alberne Diskussion. Es geht dabei doch nicht vordergründig um Krawatten, sondern um Regeln. Gerade Mitglieder dieses Gremiums sollten sich nicht damit hervortun, diese nicht einzuhalten. In einem hochoffiziellen Rahmen wie dem Bundestag gehört bei Männern ein Anzug mit hellem Hemd und Krawatte einfach dazu - genauso wie in bestimmten Geschäftsbranchen.

Aber sollten im Berufsleben nicht Kompetenz und Persönlichkeit zählen?

Schaumann: Sicher: Wenn jemand eine totale Null ist und im Anzug herumläuft, wird das ihn wohl nicht erfolgreicher machen - höchstens von anderen abheben. Natürlich kommt es auf Kompetenz an, aber das funktioniert nur mit einem entsprechenden Rahmen. Wer sich daran hält, bringt seinem Gegenüber auch Wertschätzung entgegen. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.

Was ist schlimmer: Zu schick oder zu lässig angezogen zu sein?

Schaumann: Wer bei der Grillfeier des Kollegen im feinen Anzug auftaucht, ist sicher für einige Tage Gesprächsthema in der Firma. Doch grundsätzlich ist es besser, einen Tick overdressed zu sein, als underdressed.

Sind die Regeln lockerer geworden?

Schaumann: In den 90ern wurden sie viel entspannter gesehen - auch wegen der New Economy. Seit etwa zehn Jahren geht die Bewegung aber wieder eher ins Konservative. Kurze Hemden bei Männern werden etwa in vielen Firmen nicht mehr geduldet. Zum Glück.

Was sollte im Geschäftsalltag noch tabu sein?

Schaumann: Kurze Hosen, weil Männer auch darin bubihaft wirken. Sandalen gehen ebenfalls gar nicht. Ohnehin sollten die Fußnägel - auch bei Frauen - Privatsache sein. Und zu tiefe Ausschnitte oder Miniröcke wirken immer unseriös und vermitteln nicht unbedingt Kompetenz.

Auf welches Kleidungsstück kommt es am meisten an?

Schaumann: Auf die Schuhe. Weil wir andere Menschen von oben nach unten betrachten und sie dabei der letzte Punkt sind. Trägt eine Frau ungepflegte Schuhe, kann sie sich auch den tollen Hosenanzug sparen. FOTO: PRIVAT