Zitatsammlung SPD: Wie die Partei langsam ihre Meinung zur GroKo änderte

Nach der Bundestagswahl
24. September
„Es ist völlig klar, dass der Wählerauftrag an uns der der Opposition ist.“ (SPD-Chef Martin Schulz im Willy-Brandt-Haus)
„Wir werden den Oppositionsauftrag der Wähler annehmen.“ (SPD-Parteivize Manuela Schwesig im ZDF)
„Es wird keine Hintertür geben.“ (SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann im ZDF)
„Es ist für demokratische Debatte wichtig, dass die SPD die Oppositionsführerin ist.“ (Olaf Scholz, Hamburger Bürgermeister und Vize-Parteichef in der ARD)
„Wenn man mit einem solchen Ergebnis aus der Großen Koalition herauskommt, dann darf man nicht zurückgehen.“ (Der hessische SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel im HR-Fernsehen)
25. September
„Ich glaube, dass Angela Merkels Ende der Amtszeit begonnen hat - gestern Abend um 18 Uhr. (…) In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nie eintreten.“ (Martin Schulz, Pressestatement)
„Wir sind aus der Großen Koalition mit weniger rausgekommen als wir reingegangen sind, obwohl wir gute Arbeit geleistet haben. Das ist der zweifelhafte Verdienst von Frau Merkel. Jetzt soll sie die Suppe auch auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt hat.“ (SPD-Vize Ralf Stegner bei Phoenix)
29. September
„Wenn Kanzlerin Merkel glaubt, die SPD wäre die taktische Reserve für den Notfall, dann irrt sie sich. Die SPD ist in die Opposition geschickt worden. Punkt!“ (SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles in der „Bild“-Zeitung)
Nach dem Abbruch der Jamaika-Sondierungsgespräche
20. November
„Die Ausgangslage für die SPD hat sich nicht verändert. Wir haben kein Mandat für eine erneute Große Koalition.“ (SPD-Vize Ralf Stegner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur)
„Wir scheuen Neuwahlen unverändert nicht. Wir stehen angesichts des Wahlergebnisses vom 24. September für den Eintritt in eine Große Koalition nicht zur Verfügung.“ (Papier des SPD-Vorstands)
21. November
„Nach dem Aus von Jamaika haben wir eine neue Situation.“ (Johannes Kahrs, Sprecher des rechten SPD-Flügels, in der „Passauer Neuen Presse“)
23. November
„Wir werden, wenn überhaupt nichts anderes geht, auch noch mal über eine Große Koalition nachdenken müssen.“ (SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach im ZDF)
24. November
„Es darf keine Neuauflage der Großen Koalition geben. Die Große Koalition wäre der Todesstoß für das letzte Fünkchen Glaubwürdigkeit, das wir als SPD noch haben.“ (Die damalige Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann beim Juso-Bundeskongress)
„Wenn der Bundespräsident mich zu einem Gespräch auffordert, dann werdet ihr ja verstehen, dass ich einen Gesprächswunsch nicht abschlagen kann und will. Was danach kommt, ist offen - weiß ich nicht.“ (Martin Schulz beim Juso-Bundeskongress)
27. November
„Keine Option ist vom Tisch.“ (Martin Schulz nach einer Sitzung des Parteivorstands)
30. November
„In alle Gespräche sollten wir mit Offenheit und Optimismus gehen. Wir brauchen vor nichts Angst zu haben - weder vor einer neuen Großen Koalition noch vor einer Minderheitsregierung oder Neuwahlen.“ (SPD-Bundesjustizminister Heiko Maas in der „Passauer Neuen Presse“)
SPD-Parteitag in Berlin
7. Dezember
„Wir müssen nicht um jeden Preis regieren. Aber wir dürfen auch nicht um jeden Preis nicht regieren wollen.“ (Martin Schulz)
„Ich find‘ die [Große Koalition, Anm. der Red.] so attraktiv wie Fußpilz.“ (Ralf Stegner)
„Nichts an Opposition ist romantisch. Und ich bin nicht in diese Partei eingetreten, um mit ihr Opposition zu machen. Aber ich bin auch nicht in sie eingetreten, um sie immer wieder gegen die gleiche Wand rennen zu sehen. Wir haben ein Interesse daran, dass hier noch was übrig bleibt, von diesem Laden, verdammt nochmal.“ (Juso-Chef Kevin Kühnert)
Sondierungsgespräche – davor, danach, Werben für die GroKo
19. Dezember
„Unser Ziel ist es, jetzt schnell Gespräche zu führen. Wir sind startklar und werden schnell sehen, ob es sich lohnt mit der Union weitere Gespräche zu führen.“ (SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil im Gespräch mit dieser Zeitung)
10. Januar
„Die Situation ist verzwickt, nachdem Union, FDP und Grüne erst Jamaika zu dem Zukunftsprojekt schlechthin ausgerufen haben, dann aber außer Balkonbildern nicht viel kam. Wir werden am Ende dieser Woche sehen, ob bei SPD und Union die inhaltlichen Schnittmengen reichen.“ (SPD-Bundestagsabgeordneter Burkhard Lischka im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung)
12. Januar
„Ich glaube, dass wir hervorragende Ergebnisse erzielt haben.“ (Martin Schulz nach Abschluss der Sondierungen im Willy-Brandt-Haus)
15. Januar
„Wir können dem Sondierungspapier nicht zustimmen“ (Kevin Kühnert im Gespräch mit dieser Zeitung)
20. Januar
„Meine persönliche Formel ist: Wir übernehmen Verantwortung. Wir überlassen diesen Staat und dieses Land nicht freiwillig politischen Kräften, die etwas vollkommen anderes wollen als die SPD.“ (Niedersachsens Ministerpräsident Stephan-Weil im Interview mit dieser Zeitung)
SPD-Parteitag: Aufnahme der Koalitionsverhandlungen?
21. Januar
„Andere Parteien sind Meister im Lautsprechen. Wir sind Meister im Gestalten. Damit wir gestalten können, müssen wir heute mit Ja stimmen. Tun wir’s für die Menschen, für die wir viel bewegen können.“ (Martin Schulz bei Twitter)
„Diejenigen, die kategorisch sagen: „Egal, was wir erreichen können, wir gehen unter keinen Umständen in eine Regierung“, die sollen wissen: Das ist nicht meine Haltung und auch nicht mein Weg.“ (Martin Schulz bei Twitter)
„Heute geht es um die Entscheidung: Verhandlungen für eine Große Koalition oder Neuwahlen. Ich habe mich für Verhandlungen entschieden. Weil Deutschland eine stabile Regierung braucht. Und weil wir das Leben der Menschen verbessern können.“ (Malu Dreyer, SPD-Vize und Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz)
„Die wahnwitzigen Wendungen und Kehrtwenden unserer Partei seit der Bundestagswahl haben noch mal mehr Vertrauen gekostet.“ (Kevin Kühnert
„Wir geben doch die SPD nicht auf, in dem Moment, wo wir uns entscheiden, mit den anderen zu regieren." (Andrea Nahles)
Der Koalitionsvertrag steht
7. Februar
„Wir haben einen Koalitionsvertrag ausgehandelt, der unsere Schulen verbessert, unsere Jobs verlässlicher macht, uns im Alter absichert und unser Europa stärkt. Wir haben viel für die Menschen erreicht. Darum geht es und deswegen werde ich für diesen Vertrag werben.“ (Martin Schulz bei Twitter)
„Wir [haben] einen ganz starken Koalitionsvertrag mit Themen, die wirklich (…) sozialdemokratische Handschrift tragen. Und zwar dicke.“ (Andrea Nahles im ZDF)