Spanien - Marokko Spanien - Marokko: Von Ceuta und Mellila sprach bislang niemand

Rabat/Madrid/MZ. - Der Empfang für diespanische Außenministerin Ana de Palacio inder marokkanischen Hauptstadt Rabat war kühl:Obwohl die Beilegung der schwersten Kriseder letzten 25 Jahre zwischen Spanien undMarokko auf der Tagesordnung stand, kam MarokkosAußenminister Mohammed Benaisa nicht einmalzur Begrüßung zum Flughafen. Statt dessenschickte er ein niederrangiges Empfangskomitee.Die Anekdote steht dafür, dass sich die Beziehungenam Montag, bei den ersten direkten Gesprächennach Beilegung des "Petersilien"-Konfliktes,alles andere als normalisiert haben.
Nach vier Stunden hartem Ringen trennten sicham Nachmittag beide Delegationen, ohne dassgrößere Hoffnung auf Tauwetter auszumachenwar. Beide Seiten begnügten sich mit einerkurzen gemeinsamen Erklärung, in welcher deram Wochenende vereinbarte friedliche Kompromissim Streit um die Insel Perejil (Petersilie)bekräftigt wurde. Eine weitere Gesprächsrundezwischen den beiden Außenministern wurde vereinbart,und zwar im September in Madrid. Die EU nahmes mit Erleichterung auf und auch BerlinsAußenamts-Staatssekretär Jürgen Chrobog sagte:"Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis."
Beide Seiten verpflichteten sich, in derZukunft kein Militär auf Perejil zu stationierenund damit den Status quo vor Ausbruch desKonfliktes wiederherzustellen. Die Insel solldemzufolge zunächst eine Art neutrales Niemandslandsein. Mit dieser Vereinbarung haben beideSeiten formal von ihren bisherigen Positionenabrücken müssen. Spanien wie Marokko hattendie Insel als nationales Territorium beansprucht.Nachdem unter spanischen Historikern Zweifelan den Besitzrechten der spanischen Kroneaufgekommen waren, sprach Madrid zuletzt offiziellnur noch davon, den früheren Zustand auf derInsel, also ohne militärische Besetzung durcheinen der beiden Staaten, wiederherstellenzu wollen. Inoffiziell hört man freilich,dass beide Regierungen an ihren Rechtsauffassungenüber die Zugehörigkeit der Insel festhalten.
Nicht bekannt wurde zunächst, ob MarokkosAußenminister im gestrigen Krisengesprächauch das heiße Eisen der übrigen spanischenBesitzungen an der nordafrikanischen Küsteanpackte. Die Marokkaner hatten angekündigt,dass sie auf der "Rückgabe" der "besetztenStädte" Ceuta und Melilla an der marokkanischenKüste beharren werden. Ein spanischer Regierungssprecherbekräftigte indes: "Da gibt es nichts zu verhandeln."
