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Nach Sex-Übergriffen in Pfullendorf Sex-Übergriffe in Pfullendorf: Bundeswehr will Skandale zügiger aufdecken

Von Thorsten Knuf 29.03.2017, 18:02
Symbolbild.
Symbolbild. dpa

Berlin - Die Bundeswehr will künftig schneller und entschlossener auf Skandale wie entwürdigende Rituale oder sexuelle Übergriffe in den eigenen Reihen reagieren. „In der Zukunft gilt es, alle relevanten Erkenntnisse aus unterschiedlichen Informationsquellen effektiver zusammenzuführen und auszuwerten“, schreibt Generalinspekteur Volker Wieker in dem Bericht an die Mitglieder des Bundestags-Verteidigungsausschusses.

Wieker spricht sich darin für eine „neue Meldekultur“ aus: Die Angehörigen der Truppe sollen sich sicher sein, dass ihre Beschwerden und Hinweise über Fehlverhalten von Kameraden auch tatsächlich die zuständigen Stellen erreichen. Der Bericht des Generalinspekteurs ist eine Reaktion der Bundeswehr-Führung auf den Skandal um langjährige sadistische Praktiken in der Elite-Ausbildungskaserne im baden-württembergischen Pfullendorf. Die Missstände dort waren erst Ende Januar bekannt geworden.

Obergefreiter über Monate hinweg diskriminiert

Zuletzt machte ein weiterer Fall aus Bad Reichenhall Schlagzeilen: Bei den Gebirgsjägern wurde ein Obergefreiter offenbar über viele Monate hinweg von Kameraden und Ausbildern diskriminiert und sexuell belästigt. Wieker wertete nun im Zuge seines Berichts diverse Quellen der Bundeswehr aus, um zu ergründen, ob es Hinweise für weitere Verstöße gegen die Führungsprinzipien der Truppe wie am Standort Pfullendorf gibt.

Dies ist offenkundig der Fall, auch wenn der Bericht des Generalinspekteurs keine genauen Zahlenangaben enthält und auch keine Einzelfälle nennt. Wieker schreibt: „Die untersuchten Verdachtsfälle von Verstößen gegen die Innere Führung sind im Schwerpunkt Standorten der Truppe mit infanteristisch geprägten Verbänden und in Teilen Ausbildungseinrichtungen zuzuordnen.“ Im Fokus stünden überwiegend Mannschaftssoldaten und Unteroffiziere, vorrangig zwischen 20 bis 30 Jahren. Dies lasse ein besonderes Erfordernis „an stringenter Führung, Ausbildung und Erziehung für diesen Personenkreis erkennen“.

Das bisherige Meldesystem innerhalb der Bundeswehr weise in der Praxis Defizite auf: „Es ist zersplittert, nicht kohärent und wird uneinheitlich gehandhabt.“ Ebenso erfolgten Meldungen nicht immer frühzeitig. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ wertete Wieker für seinen Bericht 7800 so genannte „meldepflichtige Ereignisse zur Inneren und Sozialen Lage der Bundeswehr“ aus den Jahren 2015 bis 2017 aus.