Seehofer für Heimat Gröhe für Bildung Seehofer für Heimat Gröhe für Bildung: Das sind die neuen GroKo-Ministerien
Berlin - Als am Nachmittag alles vorbei war, plauderte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein bisschen aus dem Nähkästchen. Die Verteilung der Ministerien zwischen den alten und künftigen Koalitionären sei nicht ganz einfach gewesen, sagte sie. Merkel räumte sogar ein, dass viele CDU-Mitglieder keinen Gefallen an der Vorstellung finden werden, das mächtige Finanzressort wieder den Sozialdemokraten überlassen zu müssen. Aber immerhin bekomme ihre Partei „seit Jahrzehnten mal wieder das Wirtschaftsministerium“.
Auf der letzten Seite des schwarz-roten Koalitionsvertrags steht die künftige Verteilung der Bundesministerien nach Parteien. Die CDU stellt neben der Bundeskanzlerin sechs Minister, die CSU drei und die SPD sechs. Am Mittwochnachmittag zirkulierte bereits eine Liste mit Namen möglicher Kabinettsmitglieder, die aber noch einige Unwägbarkeiten enthielt. Ein Überblick.
Bundeskanzlerin: Angela Merkel bleibt Regierungschefin. Es ist die vierte Amtszeit der 63-Jährigen. Die CDU-Vorsitzende holt sich eine neue rechte Hand in die Regierungszentrale: Kanzleramtsminister soll der 45-jährige Bundestagsabgeordnete Helge Braun werden. Der Christdemokrat aus Gießen, von Hause aus Arzt, ist derzeit Merkels Staatsminister für Bürokratieabbau.
Vize-Kanzler und Finanzminister: Olaf Scholz (59) wird der starke Mann der SPD im Kabinett. Seit 2011 ist er Erster Bürgermeister in Hamburg, vorher war er bereits Bundesminister für Arbeit und Soziales. In jeder Regierung kommt dem Finanzminister eine Schlüsselfunktion zu, weil er das Geld verwaltet. Aber auch in der Europapolitik führt am Bundesfinanzminister kein Weg mehr vorbei – schließlich steuert er gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen die Währungsunion.
Auswärtiges Amt: Der bisherige SPD-Chef Martin Schulz (62) will neuer Außenminister werden, den Parteivorsitz gibt er ab. Als ehemaliger Präsident des EU-Parlaments ist Schulz bestens mit europäischen und internationalen Themen vertraut, er spricht mehrere Fremdsprachen. Der bisherige Außenminister Sigmar Gabriel (58) muss weichen.
Innen, Bau und Heimat: CSU-Chef Horst Seehofer (68) verlor den Kampf um das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten, macht aber noch einmal Karriere in Berlin. Das Innenressort wird deutlich gestärkt. Die Baupolitik bietet viele Möglichkeiten zur Profilierung, schließlich mangelt es in Deutschland an Wohnungen. Als Innenminister und oberster Heimatpfleger des Landes ist Seehofer auch in einer guten Ausgangsposition, um gegen die AfD zu poltern. Der bisherige Ressortchef Thomas de Maizière (64) scheidet aus.
Verteidigung: Ursula von der Leyen (59) kann ihren Posten wohl behalten. Sie bleibt damit auch im Rennen, wenn es eines Tages um die Nachfolge Angela Merkels geht.
Wirtschaft und Energie: Dieses Ministerium wechselt von der SPD zur CDU. Neuer Ressortchef wird dem Vernehmen nach Peter Altmaier (59), der bisherige Kanzleramtsminister. Altmaier war früher bereits Umweltminister, er kennt sich in der Energiepolitik bestens aus.
Arbeit und Soziales: Für dieses Ministerium ist die Berliner Abgeordnete und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Eva Högl (49) im Gespräch. Die Juristin arbeitete bis zu ihrem Wechsel in den Bundestag 2009 bereits zehn Jahre lang als Beamtin im Bundesarbeitsministerium.
Verkehr und digitale Infrastruktur: Das Haus bleibt in den Händen der CSU. Neuer Ressortchef könnte der bisherige Generalsekretär der Christsozialen, Andreas Scheuer (43) werden.
Ernährung und Landwirtschaft: Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner (45) gilt als Nachwuchshoffnung ihrer Partei. Jetzt soll sie offenbar erstmals ein Bundesministerium übernehmen. Das Agrarressort ist für die Union besonders wichtig, die Bauern gehören zu ihrer Kern-Klientel.
Gesundheit: Die parlamentarische Gesundheits-Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (51, CDU) klettert auf der Karriereleiter offenbar nach oben und übernimmt ersten Meldungen nach die Leitung des Hauses. Die Juristin und Politikwissenschaftlerin aus Baden-Württemberg gehört dem Bundestag seit 1998 an.
Bildung: Der bisherige Gesundheitsminister Hermann Gröhe (56) wechselt offenbar ins Bildungsressort. Das Thema wird in der neuen Legislaturperiode eher an Bedeutung gewinnen, denn die Koalition will massiv in den Bildungs- und Forschungsstandort Deutschland investieren.
Entwicklung: Auch dieses Haus bleibt in den Händen der CSU. Neue Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung könnte Dorothee Bär (39) werden. Sie ist derzeit Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium.
Justiz und Verbraucherschutz: Hier läuft alles darauf hinaus, dass der bisherige Minister Heiko Maas (51, SPD) sein Amt behält. Wichtig für die Sozialdemokraten: Als Verbraucherminister wird er auch für die Verschärfung der Mietpreisbremse zuständig sein.
Familie: Auch die SPD-Politikerin Katarina Barley (49) bleibt voraussichtlich im Amt. Sie ist seit Juni 2017 Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zuvor war die Juristin Generalsekretärin der SPD.
Umwelt: Barbara Hendricks (65, SPD) hatte schon vor der Bundestagswahl deutlich gemacht, dass sie im Amt bleiben möchte. Voraussichtlich wird ihr das gelingen. Das Ministerium wird allerdings gestutzt, die Baupolitik geht an das Innen-Ressort.