1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Russland: Russland: Oberstes Gericht rehabilitiert die Zarenfamilie

Russland Russland: Oberstes Gericht rehabilitiert die Zarenfamilie

01.10.2008, 09:12
Der letzte russische Zar Nikolaus II. mit seiner Frau Alexandra Fjodorowna (l.) und seinen Kindern Marija, Tatjana, Olga und Anastassija, vorn sieht man den 1905 geborenen Thronfolger Alexej. Am 17. Juli 1918 wurde die gesamte Familie in Jekaterinburg (1924–1991 Swerdlowsk) erschossen. (Foto: dpa)
Der letzte russische Zar Nikolaus II. mit seiner Frau Alexandra Fjodorowna (l.) und seinen Kindern Marija, Tatjana, Olga und Anastassija, vorn sieht man den 1905 geborenen Thronfolger Alexej. Am 17. Juli 1918 wurde die gesamte Familie in Jekaterinburg (1924–1991 Swerdlowsk) erschossen. (Foto: dpa) ITAR-TASS

Moskau/dpa. - Der Oberste Gerichtshof Russlands hat den letzten Zaren, Nikolaus II., mitsamt Familie 90 Jahre nach deren Ermordungdurch die Bolschewiki rehabilitiert. Die Herrscherfamilie sei ein Opfer politischer Repression, urteilten die Richter am Mittwoch in Moskau, wie die Agentur Interfax meldete. Nach dem Ende derSowjetunion war die Rehabilitierung der im Juli 1918 in den Wirrender Russischen Revolution erschossenen Zarenfamilie mehrfachverweigert worden. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte den letztenZaren mit seiner deutschstämmigen Frau und den fünf Kindern im Jahr2000 heilig gesprochen.

In den vergangenen Jahren hatte die Justiz mehrfach eineRehabilitierung der Romanows, die deren Nachfahren anstrebten,verweigert. Die Begründung lautete, es habe kein Gerichtsurteil odersonst eine öffentliche Entscheidung über die Erschießung gegeben.Deshalb war der Mord nur als Straftat auf der Grundlage «lokalerWillkür» und nicht als politisches Verbrechen gewertet worden.Dagegen sind in Russland nicht nur Monarchisten davon überzeugt, dassder Revolutionsführer Lenin den Befehl zur Ermordung gab.

Die Zarenfamilie wird bis heute in weiten Teilen der Bevölkerungverehrt. Zum 90. Jahrestag der Ermordung kamen in diesem Sommer mehrals 30 000 orthodoxe Gläubige in der Stadt Jekaterinburg im Ural zumGebet an der Blutskirche zusammen, die am Tatort steht. In der Nähewaren 1991 die sterblichen Überreste von Nikolaus II., seiner FrauAlexandra Fjodorowna sowie deren drei Töchter entdeckt worden. DieZarenfamilie war 1998 in St. Petersburg zur letzten Ruhe beigesetztworden. Zuletzt konnten auch die Überreste von Thronfolger Alexej undder vierten Schwester Maria zweifelsfrei identifiziert werden.

Das Moskauer Patriarchat lobte die Gerichtsentscheidung alswichtige symbolische Handlung, die die von Präsident Dmitri Medwedewgeforderte Überwindung des «Rechtsnihilismus» im Land beschleunige.«Damit bricht der moderne russische Staat mit den revolutionärenTraditionen», teilte ein Kirchensprecher mit.