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Russland Russland: Neuer Mord-Prozess im Fall Politkowskaja

05.08.2009, 12:47
Der Angeklagte Dzhabrail Makhmudov (Mitte) und sein Verteidiger Murad Musayev (rechts). Der Fall um den Mord an Anna Politkowskaja wird neu aufgerollt. (FOTO: DPA)
Der Angeklagte Dzhabrail Makhmudov (Mitte) und sein Verteidiger Murad Musayev (rechts). Der Fall um den Mord an Anna Politkowskaja wird neu aufgerollt. (FOTO: DPA) EPA

Moskau/dpa. - Zum Auftakt forderten die Anwälte derPolitkowskaja-Familie den Richter am Mittwoch auf, den Fall wegenlückenhafter Beweisaufnahme an die russische Staatsanwaltschaftzurückzugeben. Das meldete die Agentur Interfax. Die Männer waren imFebruar aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Das ObersteGericht ordnete aber eine Wiederholung mit anderen Geschworenen undeinem neuen Richter an. Nach der Anhörung wurde der Prozess aufFreitag vertagt. Dann soll geklärt werden, ob die Verhandlungöffentlich sein wird. Politkowskaja wurde 2006 in Moskau erschossen.

Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung «Nowaja Gaseta»und Ex-Kollege von Politkowskaja, Dmitri Muratow, nannte den neuenProzess ohne weitere Beweisaufnahme «absolut dumm». Er hoffe weiterauf eine objektive juristische Aufarbeitung der Bluttat. Dazu seiaber politischer Wille nötig, sagte Muratow. Die OrganisationReporter ohne Grenzen kritisierte, dass der Auftraggeber des Mordessowie der mutmaßliche Haupttäter weiter nicht gefasst seien. Die«Unfähigkeit» der russischen Justiz, die Hintermänner zu fassen,«nähre einen Zyklus der Gewalt», hieß es in einer Mitteilung. DieOrganisation erinnerte in diesem Zusammenhang an die im Juli imNordkaukasus ermordete Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa.

Die Anwälte der Politkowskaja-Familie kritisierten am Mittwoch,dass der flüchtige mutmaßliche Mörder Rustam Machmudow zwar in denUnterlagen der Staatsanwaltschaft, nicht aber in der Anklageschriftgenannt werde. Die wegen ihrer Reportagen aus dem KriegsgebietTschetschenien bekannte Journalistin war im Oktober 2006 vor ihrerWohnung erschossen worden. Bereits 2007 hatte die Staatsanwaltschaftdie «Klärung des Mordes» verkündet und Tschetschenen sowie«Staatsfeinde im Ausland» als Täter genannt. Zugleich halten sichaber Gerüchte, dass die Spuren in den Moskauer Machtapparat führen.