Russland Russland: Anna Politkowskajas Mörder ist weiter auf der Flucht

Moskau/dpa. - Dies gelte,solange kein Druck von außen auf die Geschworenen ausgeübt werde,teilte das zuständige Militärgericht am Montag in Moskau mit. Dermutmaßliche Mörder, der Tschetschene Rustam Machmudow, ist auf derFlucht. Vor Gericht müssen sich zwei Brüder Machmudows und einPolizist wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Ein vierterAngeklagter soll die Adresse der Reporterin verraten haben. DerProzess war Mitte Oktober formell begonnen worden. Die ErmordungPolitkowskajas vor zwei Jahren hatte weltweit Bestürzung ausgelöst.
Die drei Angeklagten, die sich als unschuldig bezeichnen, sollennach Auffassung der Staatsanwaltschaft das Opfer ausspioniert und denMord organisiert haben. Prozessbeobachter rechnen mit einemlangwierigen Verfahren. Kollegen und Freunde des Opfers befürchten,dass die vermuteten politischen Hintergründe der Bluttat nieaufgeklärt werden. Eine Anwältin der Politkowskaja-Familiekritisierte, dass bis heute weder die Auftraggeber des Mordes nochdie Geldgeber ermittelt wurden.
Der vierte Angeklagte, ein früherer Geheimdienst-Mitarbeiter,steht wegen Amtsmissbrauchs und Erpressung vor Gericht. Er sollPolitkowskajas Adresse weitergegeben haben. Die vor allem durch ihreunbequeme Tschetschenien-Berichterstattung bekannte Journalistin waram 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen worden.
Die Geschworenen sollen an diesem Dienstag ausgewählt werden. DieStaatsanwaltschaft scheiterte am Montag mit ihrem Antrag, dieÖffentlichkeit vom Prozess mit der Begründung ausschließen, dassunter den Ermittlungsunterlagen geheime Dokumente seien.Politkowskajas Kinder forderten von den mutmaßlichen Tätern eineEntschädigung in Höhe von zehn Millionen Rubel (rund 290 000 Euro).
Bereits Mitte 2007 hatte die Generalstaatsanwaltschaft die«Aufklärung des Mordes» verkündet und Tschetschenen sowie«Staatsfeinde im Ausland» als Täter benannt. Einer der Ermittlerbehauptete, der im Londoner Exil lebende Oligarch Boris Beresowskihabe Politkowskaja auf dem Gewissen. Zugleich halten sich bis heutein Russland Spekulationen, dass die Spuren bis in den Kreml führen.Menschenrechtler vermuten, dass eine Aufklärung des Falls nicht imInteresse der russischen Führung liege und deshalb verhindert werde.