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1,5 bis 2,0 Prozent Renten steigen 2017 voraussichtlich um bis zu 2,0 Prozent

Von Markus Sievers 10.11.2016, 11:15
Die Renten steigen 2017 um zwei Prozent.
Die Renten steigen 2017 um zwei Prozent. dpa

Würzburg - Die Renten werden im kommenden Jahr voraussichtlich deutlich langsamer steigen als zuletzt. Für 2017 zeichnet sich nach ersten Schätzungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ein Plus zwischen 1,5 und zwei Prozent ab. Im Osten könnte die Anhebung etwas stärker ausfallen, sagte DRV-Präsident Axel Reimann in Würzburg. 

Damit kehrt nach einer Phase mit sehr starken Schwankungen der Altersbezüge wieder so etwas wie  Normalität ein. Die Rentenerhöhung entspricht laut Reimann erstmals wieder den wirtschaftlichen Realitäten, nachdem zuvor Sondereffekte für ungewöhnlich heftige Ausschläge gesorgt hatten. So stellte das Statistische Bundesamt 2014 seine Berechnung der wirtschaftlichen Leistungskraft Deutschland um und passte die so genannte  Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung an moderne Entwicklungen wie die Digitalisierung und internationale Gepflogenheiten an.

Durch diesen statistischen Effekt  war die Rentenanhebung zunächst geringer und anschließend deutlich größer ausgefallen. Auch und vor allem deswegen konnten sich die Senioren in diesem Juli im Westen über ein Plus von 4,25 Prozent freuen und im Osten sogar über eines von 5,95 Prozent. So stark hatten sich die Einkommen für die Senioren zuletzt vor über 20 Jahren verbessert.

Kaufkraft wird sich erhöhen

Mit einem Plus von knapp zwei Prozent in 2017 dürften die Bezieher gesetzlicher Renten ihre Kaufkraft erneut erhöhen, weil die Preissteigerung wohl noch darunter bleiben wird. Allerdings steigen ihre Bezüge dann wieder langsamer als die Löhne der Arbeitnehmer. Dafür sorgt der Nachhaltigkeitsfaktor, der die Altersbezüge dämpft, wenn das Verhältnis von Beschäftigten zu Rentnern sinkt. Wegen der  demographischen Entwicklung rechnet die Rentenversicherung auch in den kommenden Jahren mit einem Abschlag  durch diesen Nachhaltigkeitsfaktor.

Etwas Hoffnung machte Reimann aber den alten Menschen. Grundlage seiner Prognose sind die Vorhersagen der Bundesregierung zur Beschäftigung. In der jüngeren Vergangenheit aber hatte sich der Arbeitsmarkt regelmäßig besser entwickelt als offiziell in Aussicht gestellt. „Ob dieses in der Zukunft auch so sein wird, bleibt abzuwarten“, meinte Reimann. Einen ähnlichen Effekt bekamen übrigens auch die Steuerschätzer zu spüren. Sie setzten die Einnahmen häufiger zu gering an, auch weil sie ihren Modellen ebenfalls die Wachstumsprognose der Bundesregierung zugrunde legen musste. Und auch hier zeigte sich, dass die zu pessimistisch oder zu vorsichtig war.

Rente steht finanziell gut da

Reimann bestätigte die Einschätzung, dass die gesetzliche Rente anders als früher befürchtet  finanziell gut dasteht. Selbst die Erschütterungen der Finanzkrise hat sie gut überstanden. Sowohl der Beitragssatz als auch das Rentenniveau haben sich günstiger entwickelt als unmittelbar vor Ausbruch der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise angenommen. Der Tarif liege mit 18,7 Prozent „auf einem Niveau, das wir vor der Wiedervereinigung hatten“. Nach neusten Berechnungen erwartet die DRV nun, mit diesem Satz nicht nur Ende des Jahrzehnts, sondern darüber hinaus bis Ende 2021 auskommen zu können. Erst danach stehen zunächst geringe, dann deutliche Anhebungen bevor, wen die Generation der Babyboomer aus dem Berufsleben ausscheidet.

Unzufrieden ist die Rentenversicherung mit der Finanzierung der Mütterrente aus Beitragsmitteln. Die Beschlüsse der Koalition stellten ältere Mütter besser, führen aber zu Ausgaben von rund 6,5 Milliarden Euro, was einem halben Beitragspunkt entspricht. Der Bund trägt aus seinem Haushalt   nur einen kleinen Teil der Kosten. Das halten Kritiker wie Reimann für ungerecht, da sie in den Mütterrenten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sehen. Daher müssten auch Selbständige, Beamte, Kapitalanleger  und andere Gruppen, die nicht in die Rentenkasse einzahlen,  sich an der Finanzierung beteiligen. „Wir haben immer auf diese Fehlfinanzierung hingewiesen und werden dieses auch weiter tun“, so Reimann.

Auch die Rentenversicherung hat ihre Probleme mit der extrem lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, wenn auch im vergleichsweise geringem Umfang. Rund 30 Milliarden Euro legt sie im Schnitt kurzfristig an, um das Geld für die Auszahlungstermine bereit zu halten. Damit kommt sie gerade noch auf Zinseinahmen von 30 Millionen Euro. Die Rendite liegt somit nur ganz knapp über Null. Bei einigen Anlagen muss auch die Rentenkasse laut Reimann einen Negativzins, ein Verwaltungsentgelt für die Verwahrung ihrer Euro, abführen. Dies geht an die Deutsche Bundesbank, die für die Rentenkasse die Milliarden verwaltet. Da die Bundesbank ihren Gewinn an den Bund weiterreicht, profitiere davon indirekt auch der Steuerzahler, so Reimann.