Religion Religion: Merkez-Moschee für 1200 Gläubige vor der Eröffnung

Duisburg/dpa. - Kurz vor der Eröffnung der neuen DuisburgerMerkez-Moschee wird in den Räumen noch eifrig gewerkelt. Doch dassoll sich bald ändern: «Nächste Woche wird geputzt, zur Eröffnung am26. Oktober (Sonntag) ist alles fertig», verspricht Mustafa Kücük,Sprecher der Moschee. 1200 Menschen sollen im Gebetsraum Platzfinden. Mit einer Gesamtfläche von 2474 Quadratmetern, einer 23 Meterhohen Kuppel und einer Minaretthöhe von 34 Metern wird die Moschee inDuisburg-Marxloh eine der größten in Deutschland sein.
Wo früher die Zechenkantine des Bergwerks Marxloh stand, ist nunein Bau im osmanischen Stil entstanden. Kücük zeigt im Gebetsraum diehandgemalten Ornamente an den Wänden und die arabischenSchriftzeichen in der hohen Kuppel und auf den Kronleuchtern, dieVerse aus dem Koran und die 99 Namen Gottes wiedergeben. Die Füßeversinken in dem riesigen Raum im frisch verlegten roten Teppich mitgoldenen Streifen.
Der Blick aus der Moschee-Bibliothek fällt auf eine katholischeKirche. Zu Auseinandersetzungen mit den Anwohnern des Stadtteils seies während des Baus der Moschee nicht gekommen, sagt Hartmut Eichholzvom Stadtteilbüro Marxloh. Ganz im Gegensatz zu Köln, wo das Bau-Projekt einer Moschee mit einer fast 37 Meter hohen Kuppel und zwei55 Meter hohen Minaretten heftig umstritten ist. Teile der CDUlehnten den Moscheebau als «überdimensioniert» ab, Demonstrantengingen gegen den Bau auf die Straße. Diesen Sommer hatte der Stadtratden Bau schließlich genehmigt.
«In Duisburg-Marxloh waren wir schon im Vorfeld alle im Stadtteilmit einbezogen und haben von Anfang an offen diskutiert», soEichholz. Die Duisburger Moschee-Gemeinde lud Nachbarn und Vertretervon Politik und Kirchen zu einem Projektbeirat ein. «Da haben wirauch oft gestritten, aber am Ende haben wir die Angst vor dem Fremdenabgebaut», berichtet Beiratsmitglied Christina Becker.
Ideen des Beirats waren unter anderem die hohen Fenster und dieWebcam im Gebetsraum. «Damit wollen wir Offenheit symbolisieren undzeigen, was im Inneren der Moschee passiert», erklärt Kücük. Auf denMuezzin habe die Gemeinde freiwillig verzichtet. Dieser ruftnormalerweise die Gläubigen fünf Mal am Tag mit lautem Gesang vomMinarett herab zum Gebet. Wichtiger sei ihnen das friedlicheMiteinander der Kulturen und das Abbauen von Vorurteilen gewesen.«Wir haben miteinander und nicht übereinander geredet. Der Bau derMoschee war ein Wagnis, aber wir sind dabei alle zusammengewachsen»,sagt Elif Saat, Vorsitzende der Begegnungsstätte, die in der Moscheeentsteht.
Diese Bildungs- und Begegnungsstätte ist ein weiterer Schritt inRichtung Integration und Offenheit nach außen. NebenIntegrationskursen und Angeboten insbesondere für türkische Frauenund Senioren soll sie Anlaufstelle für alle Bürger werden, egalwelcher Religion und welcher Herkunft. Zum gemütlichen Beisammenseinlädt ein Bistro ein. «Dadurch bekommen wir auch Einnahmen», sagtKücük. «Schließlich müssen wir noch einen Kredit abbezahlen.»Insgesamt haben Moschee und Begegnungsstätte 7,5 Millionen Eurogekostet. Die Begegnungsstätte wurde mit 3,2 Millionen Euro vom Landund der EU gefördert. An Spenden sind 3,8 Millionen Eurozusammengekommen.
«Was wir gemacht haben, ist einmalig», sagt Saat. Seit dem erstenSpatenstich seien 40 000 Besucher aus der ganzen Welt angereist, umsich die neue Moschee anzusehen. Zum Eröffnungstag erwartet dieGemeinde 7000 Besucher. Auch dieser wird ganz im Zeichen desMiteinanders stehen: Die Duisburger Philharmoniker spielen gemeinsammit einer türkischen Musikgruppe und es soll Konfetti in den FarbenDeutschlands und der Türkei regnen. An die Eröffnung schließt sicheine Festwoche mit internationalem Programm an. Danach freuen sichdie 740 Mitglieder der Merkez-Gemeinde auf «eine neue Ära, diegeprägt sein soll vom Gedanken des Miteinanders». «Das Gebäude istfertig, nun müssen wir noch an den Inhalten arbeiten», so Kücük.
In Deutschland leben nach Angaben des Zentralinstituts Islam-Archiv-Deutschland rund 3,3 Millionen Muslime. Diese Zahl habe sichbesonders durch den Zuzug von «Gastarbeitern» aus der Türkei ab den60er Jahren rasant entwickelt. Insgesamt gibt es bundesweit 164klassische Moscheen, die durch Kuppeln oder Minarette auch von außenals solche erkennbar sind, und mehr als 2600 Gebetshäuser,Schulmoscheen und islamische Bildungsstätten. Derzeit sind rundklassische 180 Moscheen im Bau oder in Planung. Sie sollengrößtenteils kleinere Gebetshäuser ersetzen.