1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Reaktionen aus der Politik: Reaktionen aus der Politik: Tod von Helmut Kohl löst weltweite Trauer aus

Reaktionen aus der Politik Reaktionen aus der Politik: Tod von Helmut Kohl löst weltweite Trauer aus

16.06.2017, 16:48
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Altbundeskanzler Helmut Kohl.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Altbundeskanzler Helmut Kohl. dpa

Der Tod des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) hat in Deutschland und weltweit Trauer ausgelöst.

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Altkanzler Helmut Kohl (beide CDU) als „Glücksfall für uns Deutsche“ gewürdigt. Die in Ostdeutschland aufgewachsene Kanzlerin hob am Freitag auch ihre ganz persönliche Verbundenheit mit seinem Wirken hervor: „Helmut Kohl hat auch meinen Lebensweg entscheidend verändert“, sagte sie am Abend in Rom.

Außenminister Sigmar Gabriel

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat Kohl als großen Staatsmann gewürdigt. „Er war ein großer Staatsmann, ein großer deutscher Politiker und vor allem ein großer Europäer, der sehr viel dafür getan hat, dass nicht nur die Deutsche Einheit gekommen ist, sondern auch dass Europa zusammengewachsen ist“, teilte Gabriel am Freitagabend mit. „Das ist sein großes Vermächtnis. So wird er uns in Erinnerung bleiben. Wir sind in diesen Minuten in Gedanken bei seiner Familie und seinen Kindern. Es ist ein wirklich großer Deutscher gestorben.“

„Ohne Helmut Kohl hätte es keine Wiedervereinigung gegeben, er war als überzeugter Europäer einer der wichtigsten Architekten des vereinten Europa. Die neuen Bundesländer wissen, was sie an Kohl hatten. Ohne seine politischen Entscheidungen hätte es beispielsweise kein Wiedererstehen des Chemiedreiecks in Sachsen-Anhalt gegeben. Viele persönliche Erinnerungen verbinde ich mit ihm und für meine politische Entwicklung war die Persönlichkeit Helmut Kohl prägend.“

„Bei aller Kritik, Helmut Kohl war ein großer Europäer, ohne den das heutige Europa und die Deutsche Einheit nur schwer vorstellbar sind.» Dem Altkanzler gebühre Dank, bemerkte auch FDP-Landeschef Frank Sitta. Kohl habe die Entwicklung Deutschlands wie kaum ein anderer geprägt und gestaltet.“

„Bei allen Differenzen, die wir mit Helmut Kohls Politik und der seiner CDU haben: Er war ein großer Europäer und dafür gebührt ihm großer Respekt, dem wir ihm auch entgegenbringen.“

„Dies ist ein trauriger Tag. Ein großer Mann ist von uns gegangen. Helmut Kohl war der Grund, warum ich nach der Deutschen Einheit in die CDU eingetreten bin.  Deutschland wie wir es im Jahr 2017 kennen, wäre ohne den Altkanzler nicht denkbar. Helmut Kohls Lebensleistung – Die Deutsche Einheit – wird für immer ein lebendiges Denkmal für alle Deutschen und Europäer bleiben.“

„Altkanzler Helmut Kohl wird seinen Platz in unseren Geschichtsbüchern einnehmen. Er war ein durchsetzungsstarker Vollblutpolitiker. Mit Euro, Eurokratie, Schwarzgeldaffäre und als Merkel-Macher bietet er aber sicher auch viel Angriffsfläche. Der Kanzler der deutschen Einheit wird Kohl allerdings immer sein und bleiben."

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat Kohl als „großen Europäer“ und „großen Staatsmann“ gewürdigt. „Helmut Kohl hat historische Weichen für Deutschland und Europa gestellt und sich Verdienste erworben, die Bestand haben und nicht vergessen werden“, sagte Schulz am Freitag in Berlin. Kohls Vision von einem europäischen Deutschland sei ein Vermächtnis an die deutsche Nation und an ganz Europa. „Helmut Kohl war der Kanzler der Deutschen Einheit“, sagte Schulz weiter. „1989 war es seiner Geistesgegenwart, seinem politischen Mut und seiner Führungsstärke zu verdanken, dass die Wiederherstellung der deutschen Einheit möglich wurde.“ Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben.

Özdemir, Schröder und Juncker

Grünen-Chef Cem Özdemir

Grünen-Chef Cem Özdemir hat Kohl ebenfalls als „großen Europäer“ gewürdigt. Özdemir sagte am Freitag auf dem Grünen-Parteitag in Berlin: „Sein Name wird für immer in Verbindung stehen mit einem der großartigsten Nachkriegsprojekte – der deutschen Wiedervereinigung.“ Bei allem Streit sei Kohl jemand gewesen, „auf den wir uns in der Vergangenheit verlassen konnten“. Sein Mitgefühl gelte den Angehörigen Kohls, fügte Özdemir hinzu.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat sich „tief getroffen“ über den Tod Helmut Kohls gezeigt. „Er wird uns fehlen, denn er war Europa und mir persönlich ein echter Vertrauter und Verbündeter. Er hat mich persönlich auf allen europäischen Wegen geleitet und begleitet“, teilte Juncker am Freitag in Brüssel mit. „Helmut Kohl hat das europäische Haus mit Leben erfüllt − nicht nur, weil er Brücken nach Westen wie nach Osten gebaut hat, sondern auch, weil er niemals aufgehört hat, noch bessere Baupläne für die Zukunft Europas zu entwerfen“, so Juncker. „Ohne Helmut Kohl gäbe es den Euro nicht.“

Juncker fand auch sehr persönliche Worte zum Tod des früheren Bundeskanzlers. „Helmut Kohl war ein großer Europäer und ein sehr guter Freund. (...) Er war mein Förderer − ein lieber Mensch, der hineinhören konnte in das Leben anderer, der auch mal ohne parteipolitische Brille in die Welt schaute, der viel Humor hatte.“ Er habe den Menschen die Politik näher gebracht. „Ich bin stolz, ihn gekannt zu haben. Ich wünsche uns heute den gleichen Mut, Geduld und Entschlossenheit, um so unerschütterlich wie Helmut Kohl die europäischen Herausforderungen anzugehen“, erklärte Juncker. „Meine Gedanken sind bei den Menschen in Deutschland und vor allem bei denen, die ihm nahe standen.“

Altkanzler Gerhard Schröder

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) hat seinen Vorgänger Helmut Kohl als „großen Patrioten und Europäer“ bezeichnet. „Die Einigung unseres Landes und unseres Kontinents wird auf alle Zeit auch mit seinem Namen verbunden bleiben“, sagte Schröder laut einer Mitteilung vom Freitag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Trotz des harten Wahlkampfs im Jahr 1998 und fundamental unterschiedlicher Ansichten in vielen politischen Fragen habe er „für seine historische Leistung größten Respekt“.

Klöckner, Lindner und Bush Senior

Julia Klöckner, stellvertretende CDU-Vorsitzende

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner hat den Altkanzler als „großen Politiker“ gewürdigt. Die rheinland-pfälzische CDU-Landes- und Fraktionschefin schrieb am Freitag auf Twitter: „Wir trauern um den Kanzler der Einheit, Ehrenbürger Europas, unseren ehemaligen Ministerpräsidenten, CDU-Landesvorsitzenden. Ein großer Politiker“. Kohl wohnte in Ludwigshafen-Oggersheim. Er war CDU-Landesvorsitzender in Rheinland-Pfalz von 1966 bis 1974 und Ministerpräsident von 1969 bis 1976. Kohl war am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben.

FDP-Chef Christian Lindner

FDP-Chef Christian Lindner hat Kohl als „leidenschaftlichen Europäer“ gewürdigt. Kohl habe „eine Generation politisch geprägt“, schrieb Lindner am Freitag auf Twitter. „Wir verneigen uns vor ihm.“ Zuvor hatte die CDU den Tod Kohls im Alter von 87 Jahren mitgeteilt. Er war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler.

Ex-US-Präsident George Bush Senior

Der frühere US-Präsident George Bush Senior hat Kohl als „einen der größten Staatenlenker von Nachkriegs-Europa“ gewürdigt. Bush bezeichnete Kohl in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung als einen „wahren Freund der Freiheit“, der sein Leben der Aufgabe gewidmet habe, die demokratischen Institutionen in seinem Heimatland und anderswo zu stärken.

Nach dem Fall der Mauer hatten Kohl und Bush eng bei den Verhandlungen über den Zwei-plus-vier-Vertrag zusammengearbeitet, der den Weg zur deutschen Wiedervereinigung ebnete. Bush bezeichnete sein damaliges Zusammenwirken mit seinem „sehr guten Freund“ als „eine der großen Freuden meines Lebens“. Kohl sei in den damaligen Verhandlungen „wie ein Fels gewesen, also „sowohl standfest als auch stark“

Lammert, Netanjahu und Knobloch

Bundestagspräsident Norber Lammert

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat Helmut Kohl als „Persönlichkeit von historischer Größe“ bezeichnet. Das Parlament trauere um „einen deutschen Patrioten und den Ehrenbürger Europas“, schrieb Lammert laut einer Erklärung am Freitag an Kohls Witwe Maike Kohl-Richter. Für Kohl habe immer außer Frage gestanden, „dass die Geschicke der Deutschen immer auch die Europas sind“. „Er machte dies zur Richtschnur seines politischen Handelns und setzte für die europäische Einigung unverrückbare Maßstäbe“, schrieb Lammert. Zuvor hatte die CDU den Tod Kohls im Alter von 87 Jahren mitgeteilt. Er war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler.

Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat „tiefe Trauer“ über den Tod des früheren Bundeskanzlers geäußert. Der im Alter von 87 Jahren gestorbene Kohl sei „einer der größten Freunde des Staates Israel“ und der Sicherheit des jüdischen Staates „vollkommen verpflichtet“ gewesen, sagte Netanjahu am Freitag nach Angaben seines Büros. „Kohl war der Führungspolitiker, der Deutschland in Entschlossenheit und mit sicherer Hand vereint hat“, sagte Netanjahu. „Seine Sympathie für Israel und den Zionismus ist bei vielen Treffen mit mir deutlich geworden, und in seiner entschlossenen Haltung für Israel, die er immer wieder in Europa und internationalen Foren gezeigt hat.“

Charlotte Knobloch, Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat Altkanzler Kohl für dessen Beziehung zur jüdischen Gemeinschaft gedankt. „Mein besonderer Dank gilt seinem unermüdlichen Engagement für Versöhnung und das gute, vertrauensvolle und freundschaftliche Miteinander von nichtjüdischen und jüdischen Menschen in Deutschland“, sagte sie am Freitag laut Mitteilung. Von herausragender Bedeutung sei der humanitäre Pakt zwischen Kohl und dem damaligen Präsidenten des Zentralrats, Heinz Galinski, über die Aufnahme jüdischer Emigranten aus der einstigen Sowjetunion gewesen. Dort hatte Ende der 1980er Jahre eine erneute Welle des Antisemitismus eingesetzt.

 „Zwei Entwicklungen bleiben für immer mit seiner langen Amtszeit und seinem Namen verbunden: Die Deutsche Einheit und die Voraussetzung dafür, die Vertiefung der europäischen Einigung“, sagte Knobloch. Beides wäre aus ihrer Sicht ohne Kohls Fähigkeit, ein gutes persönliches Vertrauensverhältnis zu Menschen wie dem damaligen sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow herzustellen, nicht realisierbar gewesen.

Walter Kohl trauert um seinen Vater

Walter Kohl hat sich vom Tod seines Vaters tief betroffen gezeigt. Er habe während einer Autofahrt im Radio davon erfahren, sagte der 53-Jährige am Freitag vor dem Haus seines Vaters in Ludwigshafen-Oggersheim. Nach seinen Worten hatte Helmut Kohl den Kontakt zu ihm und dem jüngeren Bruder Peter vor längerer Zeit abgebrochen. Auch zu den Enkelkindern habe es keinen Kontakt mehr gegeben. Er selbst habe das letzte Mal im Sommer 2011 mit seinem Vater telefoniert und habe ihn danach nicht mehr besuchen dürfen.

„Sie sehen einen Menschen, der sehr traurig ist“, sagte Walter Kohl vor Journalisten. Er sei zuvor am Totenbett seines Vaters gewesen. Helmut Kohl sei ein Mann gewesen, der sehr viel für den Frieden in Europa getan habe. (afp, dpa, red)

So reagiert das Netz auf den Tod des Altbundeskanzlers