RAF-Attentat auf Karsten Rohwedder 1991 RAF-Attentat auf Karsten Rohwedder 1991: Haar im Handtuch führt auf späte Spur
Düsseldorf/MZ. - Ein Feldstecher Marke"Ultra", ein Plastikstuhl, drei leere Patronenhülsen,ein Handtuch und ein Bekennerbrief. Mehr fanddie Polizei nicht, als sie noch in der Nachtzum 2. April 1991 daranging, eine Kleingartenanlageam Düsseldorfer Kaiser-Wilhelm-Ring zu durchsuchen.
Dabei war die Spur noch warm. Kurz zuvor ersthatte ein Unbekannter zwei tödliche Schüsseauf den Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedderabgegeben. Die gesamte Gegend wurde abgesperrt,deutschlandweit lief eine Großfahndung an.
Ohne Ergebnis. Der Schütze blieb verschwunden- höchstwahrscheinlich sei er, so vermutetendie Fahnder später, mit einem Taucheranzugausgerüstet gewesen und über den nahen Rheinentkommen. Zehn Jahre lang fehlte jede Spurvon ihm und den anderen Mitgliedern des RAF-Kommandos"Ulrich Wessel", das sich in einem zurückgelassenenBrief zu dem Anschlag bekannte. Selbst imBundeskriminalamt (BKA) glaubte zuletzt kaumnoch jemand an eine Aufklärung dieses letztenAttentates der "Roten Armee Fraktion".
Erst ein im vergangenen Jahr von Chemikerndes BKA entwickeltes Analyseverfahren könntejetzt Licht ins Dunkel bringen. Erstmals,erklärt Behördensprecherin Birgit Heib, seies mit dieser Methode möglich, "eine Kern-DNA-Analysean ausgefallenen Haaren vorzunehmen". EinigeHaare, die seinerzeit am Tatort-Handtuch gesichertwurden, hatten bisher nicht untersucht werdenkönnen, weil alle gängigen Verfahren das Vorhandenseinvon Haaren mit noch lebenden Zellen erforderten.
Die nun durchgeführte molekulargenetischeUntersuchung ergebe zweifelsfrei, dass der1993 während eines Polizeizugriffs auf demBahnhof von Bad Kleinen unter bis heute nichtrestlos aufgeklärten Umständen ums Leben gekommeneWolfgang Grams Kontakt mit dem fraglichenFrotteehandtuch hatte. "Es gibt eine Übereinstimmungder genetischen Fingerabdrücke", ist sichBirgit Heid sicher.
Zwar warnt Frauke-Katrin Scheuten, die Sprecherindes Generalbundesanwalts, davor, daraus aufdie Täterschaft von Grams zu schließen. Schließlichwäre auch denkbar, dass der Attentäter einHandtuch mit zum Tatort genommen habe, mitdem Grams zuvor in Berührung gekommen sei.Bitte lesen Sie hier weiter