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Radioaktiver Abfall Radioaktiver Abfall: Castor-Behälter auf dem Weg nach Gorleben

19.11.2005, 17:43
Ein Zug mit zwölf Castor-Behältern steht am Sonntag (20. November 2005) im Bahnhof des rheinland-pfälzischen Wörth. Der Transport mit Atommüll kommt aus La Hague und rollt ins Zwischenlager Gorleben. (Foto: dpa)
Ein Zug mit zwölf Castor-Behältern steht am Sonntag (20. November 2005) im Bahnhof des rheinland-pfälzischen Wörth. Der Transport mit Atommüll kommt aus La Hague und rollt ins Zwischenlager Gorleben. (Foto: dpa) dpa

La Hague/Gorleben/dpa. - Nach einem Wechsel der Lokomotiven setzte er seinen Weg über Karlsruhe nachNorden fort. Im Wendland protestierten am Wochenende mehrere tausend Atomkraftgegner friedlich gegen die gefährliche Fracht.

Der inzwischen neunte Castor-Transport war am Samstagabend von derVerladestation Valognes der Wiederaufarbeitungsanlage La Haguegestartet. Er durchquerte Frankreich ohne nennenswerte Störungen undwurde noch im Laufe des Sonntags in Niedersachsen erwartet. Alleindort stehen rund 10 000 Polizisten zu seiner Sicherung bereit.

Am Sonntagnachmittag stoppten zwölf Atomkraftgegner den Zug inBietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg für eineinhalb Stunden. Sieblockierten die Gleise und wurden schließlich in Polizeigewahrsamgenommen.

Die Atomkraftgegner verschärften am Sonntagabend im Wendland ihreProteste. Nachdem es tagsüber nur kleinere Aktionen gegeben hatte,blockierten am Abend rund 100 Landwirte mit ihren Traktoren eine derbeiden Straßen, auf denen die Castor-Behälter ins ZwischenlagerGorleben rollen werden. Am Samstag hatten in Hitzacker an der Elbenach Polizeiangaben 3100 Menschen gegen den Transport demonstriert.Die Atomkraftgegner sprachen von 4000 Teilnehmern. Sie forderten denStopp der Atomtransporte und das Abschalten aller Atomanlagen auf derWelt.

Mit jedem neuen Transport ins Zwischenlager Gorleben werde eswahrscheinlicher, dass im dortigen Salzstock auch ein Endlagererrichtet werde, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative UmweltschutzLüchow-Dannenberg, Francis Althoff. Er kritisierte, dass imKoalitionsvertrag von Union und SPD nichts Konkretes zu Gorlebenstehe. «Wir müssen befürchten, dass Gorleben Atomklo wird.»

Die offene Endlagerfrage löste am Wochenende auch eine neuepolitische Debatte aus. Der designierte Umweltstaatssekretär MichaelMüller (SPD) kündigte an, die große Koalition aus SPD und Union werdedie Suche nach dem Endlager beschleunigen, sei dabei aber nicht vorabauf Gorleben festgelegt. «Die Suche wird schneller und weniger in dieTiefe gehen», sagte er der «Berliner Zeitung».

Der Greenpeace-Energieexperte Thomas Breuer sagte, es müsseendlich ein vergleichende Standortsuche beginnen. «Klar ist: DerStandort Gorleben kann nicht dazu gehören.» Er sei wegen seinergeologischen Gegebenheiten nicht als Atomendlager geeignet.

Im Zwischenlager Gorleben stehen bereits 56 Castor-Behälter. Sieenthalten die in Glaskokillen eingeschmolzenen, nicht wiederverwertbaren Reste alter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken.Deutschland ist zur Rücknahme des Atommülls vertraglich verpflichtet.

Atomkraftgegner demonstrieren am Samstag (19.11.2005) im niedersächsischen Hitzacker gegen den Castortransport ins Zwischenlager in Gorleben. Sie überqueren mit einer Castor-Attrappe das Bahngleis, auf dem der Transport entlangfahren soll.
Atomkraftgegner demonstrieren am Samstag (19.11.2005) im niedersächsischen Hitzacker gegen den Castortransport ins Zwischenlager in Gorleben. Sie überqueren mit einer Castor-Attrappe das Bahngleis, auf dem der Transport entlangfahren soll.
dpa