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Preußische Tugenden Preußische Tugenden: «Aufgeschlossenheit für Kultur und Bildung»

02.01.2006, 19:37
Die Potsdamer «Langen Kerls» vor einem Marsch durch den Filmpark Babelsberg: Doch Preußen ist mehr als nur Kadavergehorsam und militärischer Drill. (Archivfoto: dpa)
Die Potsdamer «Langen Kerls» vor einem Marsch durch den Filmpark Babelsberg: Doch Preußen ist mehr als nur Kadavergehorsam und militärischer Drill. (Archivfoto: dpa) ZB

Berlin/MZ. - Herr Zimmermann, der SPD-Vorsitzende Matthias Platzeck fordert eine Rückbesinnung auf positive preußische Tugenden. Welche zählen Sie dazu?

Zimmermann: Spontan gehören für mich Pflichttreue, Selbstlosigkeit, Bescheidenheit, Sparsamkeit, Disziplin, Unbestechlichkeit und Standhaftigkeit dazu.

Nach dem Krieg hat man Preußen aufgelöst. . .

Zimmermann: Es gab viele negative Seiten von Preußen. Ich nenne als Stichwort den Militarismus.

Warum verbindet man Begriffe wie Verlässlichkeit und Pflichterfüllung mit Preußen?

Zimmermann: Das ist vielleicht preußische Eigenpropaganda gewesen. Die von mir genannten Begriffe waren und sind nicht auf Preußen beschränkt. Aber für einen SPD-Vorsitzenden, der auch Ministerpräsident Brandenburgs ist, liegt es natürlich nahe, sich auf Preußen zu beziehen.

Was ist geblieben?

Zimmermann: Es gibt ein bleibendes Vermächtnis, eine ganz andere Tugend, an der auch unsere Stiftung Preußischer Kulturbesitz anknüpft. Das ist die außerordentlich große Aufgeschlossenheit für Kultur, Wissenschaft und Bildung. Auch in Zeiten, in denen die finanziellen Möglichkeiten des Staates alles andere als günstig waren. Denken Sie daran, dass wenige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs der preußische Landtag aus Verantwortung gegenüber den Kulturgütern den Weiterbau der Museumsinsel beschlossen hat. Bei aller Sparsamkeit gleichwohl noch Akzente zu setzen, das zähle ich zu den Tugenden hinzu.

Ist es mehr als nostalgisches Interesse, das sich heute noch mit Preußen verbindet?

Zimmermann: Es gibt ein Interesse, aber an der Geschichte Preußens. Meiner Ansicht nach ist Preußen als Staatswesen wirklich Geschichte. Das hat damit zu tun, dass es gerade einmal 14 Jahre, von 1918 bis 1932, eine viel zu kurze demokratische Tradition hatte.