Pressestimmen zum Anschlag Pressestimmen zum Anschlag: "Merkel sollte standhaft bleiben"
Wir haben für Sie die internationalen Pressestimmen zum Anschlag in Berlin gesammelt.
Spanien: „La Vanguardia“: Das Null-Risiko existiert nicht. „Die fanatischen Dschihadisten haben die Kriegsfront zum Teil in die Alte Welt verlagert. Eine unmittelbare politische Folge dieser Anschläge in den europäischen Ländern ist das Infragestellen der Einwanderungspolitik. Angela Merkel, die die Asylvergabe an rund einer Million Flüchtlinge vorangetrieben hat, musste sich bereits kritische Stimmen sogar von Kollegen ihrer CDU anhören, die sie zu einer Revision der Kriterien auffordern. Und die ausländerfeindliche AfD hat die Bundeskanzlerin sogar bezichtigt, für die Attacken verantwortlich zu sein. Man muss nun einen kühlen Kopf bewahren (...) Das Null-Risiko existiert nicht. Und man kann nicht behaupten, dass es keine Anschläge mehr geben wird, wenn man die Flüchtlinge in die Heimat zurückschickt. Der Islamische Staat kann sein Gift unter den jüngst eingetroffenen Flüchtlingen, aber auch unter in Deutschland oder in anderen Ländern Europas geborenen Menschen verbreiten.“
Russland: „Wedomosti“: Terroranschlag wird Merkel Probleme bereiten. „Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eilig erklärt, dass das Geschehene weder die Flüchtlingspolitik in Deutschland beeinflussen soll noch den Umgang mit denen, die schutzsuchend in dieses Land gekommen sind. Tatsächlich wird es natürlich sowohl die Politik als auch den Umgang (mit den Flüchtlingen) beeinflussen. Die in Deutschland und in ganz Europa erstarkenden populistischen Bewegungen erhalten neue Argumente zugunsten einer Verschärfung des aktuellen „unnötig menschenfreundlichen“ Kurses der Machthabenden. Anders als der französische Präsident Francois Hollande wird Merkel vielleicht nicht ihren Posten verlieren, aber sie wird sich wohl im nächsten Jahr bei der Bundestagswahl mit ernsthaften Problemen konfrontiert sehen.“
Frankreich: „La Croix“: Merkel gibt nicht nach. „Berlin (ist) ins Herz getroffen, nach Nizza, Paris, Brüssel, London, Madrid. Europa befindet sich nunmehr im Zentrum terroristischer Pläne. Unser Kontinent erlebt diese permanente Bedrohung seit einiger Zeit. Er versucht, eine Antwort im Inneren zu finden. Jedes Land verstärkt die Überwachung und verabschiedet - wie Frankreich - eine Ausnahmegesetzgebung, um die Gefahr einzudämmen. Seit gestern wurden in einer Reihe von europäischen Ländern die bereits weitgehenden Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.Während Europa sich schützt, bereitet es sich auf Weihnachten vor. Das wäre ein Sieg über die Terroristen statt einer Herrschaft der Angst. Die Hoffnung muss unseren Weg begleiten. Dieses radikale Übel, das uns verfolgt und das in einer frontalen Weise unsere Symbole angreift, wird besiegt werden. Das sind die Begriffe der Erklärung von Angela Merkel nach dem Anschlag. (...) Die Kanzlerin, die wegen ihrer Migrationspolitik von der extremen Rechten, aber auch von einem Teil der Deutschen angegriffen wird, will nicht nachgeben. Sie wird weiter mit anderen daran arbeiten, um eine zusammenhängende europäische Antwort auf die Dramen (zu finden), die den Nahen Osten erschüttern.“
England: „Financial Times“: Merkel sollte standhaft bleiben. „Es wäre unklug, wenn die deutsche Regierung nun auf jeden Anschlag mit der Ausrufung des Kriegs- oder Ausnahmezustands reagieren würde, wie das in Frankreich geschah. Damit wäre das Risiko verbunden, die Erwartung eines definitiven Sieges (über den Terrorismus) zu wecken, den es niemals geben wird. Ebenso unklug sind symbolische Beschränkungen der Freiheit - etwa ein Burkaverbot -, die das Image eines scheinheiligen illiberalen Westens verfestigen, der den Islam attackiert statt den islamischen Terrorismus zu bekämpfen.
USA:„New York Times“: Schrecklicher Test für Deutschland und Europa „Die populistische Rechte hat keine Zeit darauf verschwendet, Fakten über die Identität des Attentäters von Berlin oder ein Motiv abzuwarten, um Kanzlerin Angela Merkel für ihre menschliche Asylpolitik scharf zu kritisieren und die eigene fremdenfeindliche Agenda zu pushen. Diese gefährliche - wenn auch vorhersehbare - Reaktion spielt direkt in die Hände des Islamischen Staats, der nichts mehr will, als einen Krieg zwischen Christen und Muslimen in Europa zu beginnen. (...) Mit jedem neuen Anschlag, ob auf einen Weihnachtsmarkt oder eine Moschee, wird die Herausforderung für Europa schwieriger, Toleranz, Inklusion, Gleichheit und Vernunft zu verteidigen.“
Polen: „Rzeczpospolita“: Ersatzfeind der Islamisten. „Der sogenannte Islamische Staat, der in Irak, Syrien und Libyen verliert, muss schnell eine neue Kampffront schaffen, um neue Sympathisanten zu rekrutieren. Es wäre logisch, wenn Russland und der Iran als Feinde angesehen würden. Die beiden Mächte sind heute am meisten in den Umbau des Nahen Ostens engagiert. (...) Doch die sich mehrenden Anschläge in der EU zeigen, dass der IS den Krieg hierher verlegen will. Diese Strategie hat nur wenig mit der letztjährigen Flüchtlingswelle zu tun. Es geht eher um die Unfähigkeit der EU-Länder, gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen. Europa fehlt die gemeinsame Armee und Außenpolitik, es kann nicht einmal einen integrierten Geheimdienst und ein Grenzkontrollsystem aufbauen. (dpa)