Preise Preise: Inflation verlangsamt sich im Jahr 2006
Wiesbaden/Luxemburg/dpa. - Der Preisauftrieb lag mit 1,7 Prozent deutlichunter dem Vorjahreswert von 2,0 Prozent, wie das StatistischeBundesamt am Mittwoch in Wiesbaden nach endgültigen Berechnungenmitteilte. Die Mehrwertsteuererhöhung hat laut amtlicher Statistikzum Jahresende 2006 keine vorgezogene Teuerungswelle imEinzelhandel ausgelöst. Weder Gastronomie noch Drogerien hätten imDezember ihre Produkte überdurchschnittlich verteuert. Imeuropäischen Vergleich steht Deutschland 2006 mit einer niedrigenInflationsrate gut da. Nach der europäischen Berechnungsmethodebetrug die Teuerung 1,8 Prozent gegenüber 2,2 Prozent im Euro-Raum.
Verbraucherschützer hatten befürchtet, dass Händler bereits imDezember eifrig umetikettieren, um die Steuererhöhung im Vorfeld aufdie Verbraucher abzuwälzen. Die Mehrwertsteuer ist zum 1. Januar von16 auf 19 Prozent gestiegen. Die Analyse von Preisveränderungen für44 häufig gekaufte Produkte und Dienstleistungen bis Ende Dezemberbelegt den befürchteten Effekt allerdings nicht. «Zum Jahresende hatsich nicht viel getan - die Preissteigerungen sind absolutunspektakulär», sagte Statistiker Timm Behrmann.
So waren viele Drogerieartikel - außer Zahncreme - im Dezembergünstiger als vor einem Jahr. Auch die Gastronomie, die bei der Euro-Bargeld-Einführung 2002 mit überzogenen Preissteigerungen in dieKritik geraten war, scheint bislang nicht zugeschlagen zu haben. EinGlas Bier kostete im Dezember 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr, einFleischgericht 1,9 Prozent. Gegenüber dem Vormonat betrugen dieVeränderungen nur wenige Zehntelprozentpunkte. Fernseher und Computerverbilligten sich wegen des technischen Fortschritts binnenJahresfrist deutlich (minus 16 und minus 13,4 Prozent). Vor allem diesteigenden Energiepreise hätten 2006 die Teuerung angeheizt.
Die Euro-Zone hat 2006 wegen hoher Energiepreise im sechsten Jahrin Folge ihre Inflation nicht in den Griff bekommen. DieDurchschnitts-Rate blieb im Vergleich zu 2005 unverändert bei 2,2Prozent, berichtete die Europäische Statistikbehörde Eurostat inLuxemburg. Nur bei Raten von knapp unter 2 Prozent sieht dieEuropäische Zentralbank (EZB) mittelfristig die Preisstabilitätgewährt. Seit Januar gehört Slowenien als 13. Mitglied zum Euro-Club.Für das laufende und das kommende Jahr rechnen die EZB und die EU-Kommission mit einer Inflation von jeweils um die zwei Prozent.Anfang Dezember hatte die EZB mit Blick auf Inflationsgefahren denwichtigsten Leitzins auf 3,5 Prozent angehoben.
Deutschland schnitt 2006 mit 1,8 Prozent besser ab als vieleandere Länder des gemeinsamen Währungsgebiets mit über 300 MillionenMenschen. Am unteren Ende der Skala liegt Finnland mit 1,3 Prozent,am oberen Ende das wirtschaftliche Boomland Spanien mit 3,6 Prozent.Die jährliche Inflationsrate verharrte im Dezember in der Euro-Zoneim Vergleich zum Vormonat bei 1,9 Prozent, berichtete Eurostat.In Deutschland kletterten im Dezember die Preise um 1,4 Prozentgegenüber Vorjahr. Gegenüber dem Vormonat zog vor allem saisonbedingtdie Teuerung um 0,8 Prozent an. So wurden Pauschalreisen undFerienwohnungen zur Weihnachtszeit bis zu 31 Prozent teurer.
Bei der jährlichen Rate war 1999 in Deutschland die geringsteTeuerung seit der Wiedervereinigung mit 0,6 Prozent gemessen worden.Im vergangenen Jahr heizten vor allem die Energiepreise denPreisanstieg an. Haushaltsenergie und Kraftstoffe verteuerten sichlaut Statistik um 8,5 Prozent und wirkten fast im gesamten Jahrpreistreibend. Ohne Einrechnung von Energie hätte die Inflationsratenur 0,9 Prozent betragen. Am stärksten kletterten die Gaspreise mitplus 17,7 Prozent. Benzin und Diesel wurden um 5,6 Prozent teurer,leichtes Heizöl um knapp 11 Prozent.
Überdurchschnittlich stiegen 2006 auch die Preise für Lebensmittel(plus 1,8 Prozent), insbesondere für Obst (plus 2,4 Prozent) undGemüse (plus 8,2 Prozent). Günstiger als im Vorjahr waren Computer(minus 14,7 Prozent) und Fernseher (minus 14,5 Prozent) zu haben.

