Potsdam Potsdam: Kinder bekommen Chauffeur, Sauna und Bodyguards

Potsdam/dpa. - «Wir sehen uns alsAlternative zum privaten Kindermädchen», sagt Eberhard Schmidtke,Gesellschafter der «Villa Ritz GmbH und Co KG». Allerdings istbislang nur eine Betriebsgenehmigung für eine Etage erteilt worden,der Rest der hoch herrschaftlichen Villa gleicht noch einer Baustelle- und von der geplanten noblen Ausstattung ist noch nicht allzu vielzu sehen.
«Die Abnahmen ziehen sich doch länger hin, als wir gedacht haben,und der Denkmalschutz kam immer wieder mit neuen Anforderungen.»Dennoch wollten die Initiatoren - sie steckten nach eigenem Bekundenrund 700 000 Euro in die Restaurierung - die Eltern nicht weiterwarten lassen. «Wir hatten allein in den vergangenen Monaten rund 200Interessenten», so Schmidtke. Und denen wäre eine intensivefrühkindliche Erziehung in dem bilingualen Kindergarten, in demspäter neben Englisch und Deutsch beispielsweise auch Chinesischangeboten werden soll, monatlich immerhin 980 Euro wert.
Dabei sind viele Serviceleistungen noch nicht enthalten, wieSchmidtke betont. Für den Chauffeur, der die Kinder zu Hause abholtund wieder dort abliefert, und gesonderte Angebote wie Reiten oderKlavierstunden entstehen zusätzliche Kosten. Auch kann ein Bodyguardfür die Sicherheit der Kleinen in Anspruch genommen werden. «Wirrichten uns nach den Bedürfnissen der Kinder und der Eltern undversuchen, alle Wünsche zu erfüllen», sagt Leiterin Jessica Noi.
Große, helle Räume mit viel Holz - von den kleinen Tischen überden Kaufmannsladen bis hin zu Puppenwagen - bestimmen die «VillaRitz». In der weitgehend fertigen Etage gibt es Bastel- und Tobe-Ecken, einen Krippenraum, Badezimmer oder auch den Fitness-Saal mitSpiegelwand. Dagegen sieht es auf dem Außengelände noch äußerstprovisorisch aus; erst ein kleiner Bereich ist zum Buddeln und Tollenhergerichtet, und die geplante Kletterwand steht noch nicht.
Auch im Kellergeschoss ist noch viel Fantasie gefragt: So soll inKürze zwischen Sauna mit großem Duschbecken und demPhysiotherapieraum ein Aquarium in die Wand gelassen werden. In derKüche, wo künftig Biovollwertkost zubereitet wird, herrscht ebenfallsgähnende Leere. Doch der Bildungsansatz - und ohne Frage der Service- sprechen die Eltern offenbar schon ohne fertiges Gebäude an. «UnserKonzept ist die anschauliche Pädagogik», erläutert Noi. So werde esalle sechs bis acht Wochen wechselnde Themen geben, für die etwa einRaum in eine Wüstenlandschaft, einen Dschungel oder ein Raumschiffverwandelt wird.
«Die Kinder sollen mit allen Sinnen diese Welten erfahren können.»Aber, so betont Noi: «Wir wollen hier keine Elite heranzüchten,sondern die Eltern entlasten und die Kinder individuell fördern.»Dabei werden vier bis sieben Mädchen und Jungen - je nachAltersgruppe - von einem Erzieher betreut. Maximal 50 Kinder sollenaufgenommen werden. Den meist viel beschäftigten Eltern wird eineKernzeit von etwa 07.00 Uhr bis 19.00 Uhr geboten; bei Bedarf sindÜbernachtungsplätze vorhanden. Gleichzeitig schränkt Schmidtke ein:«Wir machen nicht mit, wenn hier jemand sein Kind abschieben will.»