Porträt Porträt: Pedro Santana Lopes
Lissabon/dpa. - Pedro Santana Lopes liebt medienwirksameAuftritte. So ließ er es sich nicht nehmen, als Bürgermeister zurEröffnung des Hard-Rock-Cafés in Lissabon eine elektrische Gitarreauf der Bühne zu zerschmettern. Auch als Frauenheld, einstigerVereinsboss von Sporting Lissabon und Partylöwe im Kreise des Jet-Sets hat der 48-jährige Populist und voraussichtlich künftigeMinisterpräsident Portugals in der Klatschpresse immer wiederSchlagzeilen gemacht. Seine Gegner nennen ihn den «portugiesischenBerlusconi» und halten ihn für einen Scharlatan, von dessenangekündigten architektonischen Großprojekten in Lissabon nur dieeine oder andere Bauruine zeuge.
Selbst in den Reihen seiner konservativen SozialdemokratischenPartei (PSD) ist Santana Lopes umstritten. Der Vorstand machte ihnaber dennoch vor einer Woche zum neuen Parteichef und ebnete ihmdamit den Weg, Nachfolger des designierten EU-KommissionspräsidentenJosé Manuel Barroso zu werden. Dieser hatte seinen Jugendfreund zumKronprinzen gemacht, als er 2001 nach mehr als zehn Jahren diesozialistische Hochburg Lissabon für die Konservativen eroberte.
«Ich werde meiner Verantwortung gerecht werden», versprachSantana Lopes mit Blick auf sein künftiges Amt. Seine Kritikerhielten ihm allerdings ein Zitat aus früheren Zeiten vor: «Ich bin inder Lage, eine Entscheidung zu treffen, die sogar ich fünf Minutenvorher für unmöglich gehalten hätte.» Seine Anhänger loben indes seinrhetorisches Talent, mit dem er die Menschen mitzureißen vermag.
Als Sohn eines Buchhalters und einer Krankenschwester in Lissabongeboren, studierte Santana Lopes Jura und sympathisierte anfangs mitden Rechtsextremisten. In Deutschland studierte er ein Jahr langPolitikwissenschaften. Nach dem Ende der Diktatur 1974 schloss ersich der PSD an. Später war er Abgeordneter, Staatssekretär imKabinett von Regierungschef Aníbal Cavaco Silva (1985-1995), EU-Parlamentarier und Bürgermeister der Hafenstadt Figueira da Foz.Santana Lopes war drei Mal verheiratet und hat fünf Kinder.