Porträt Porträt: Kurt Waldheim - UN-Chef und umstrittener Präsident Österreichs
Wien/dpa. - Als Bundespräsident aber manövrierte derehemalige Offizier der deutschen Wehrmacht sich und sein Land wegenseines vergesslichen Umgangs mit der eigenen Vergangenheit in diejahrelange Isolation.
Waldheim wurde als Sohn eines Lehrers am 21. Dezember 1918 inNiederösterreich geboren. Er studierte Jura und absolvierte eineDiplomatenausbildung. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er zurWehrmacht eingezogen und diente als Offizier zuerst in Rußland undspäter auf dem Balkan. 1945 trat er in den Auswärtigen Dienst ein undwar unter anderem UN-Botschafter Österreichs. Von 1968 bis 1970 warder parteilose Politiker Außenminister.
Bereits 1971 wurde er von der konservativen Volkspartei (ÖVP) fürdie Bundespräsidentenwahl nominiert. Waldheim verlor zwar, gewannaber im selben Jahr als Nachfolger U Thants das Amt des UN-Generalsekretärs. Während seiner zwei Amtszeiten (1972 bis 1981) warer wiederholt als Vermittler bei internationalen Konflikten aktiv.Nachdem er 1985 erneut von der ÖVP als Präsidentschaftskandidataufgestellt worden war, brach in Österreich eine heftige Debatte überseine Rolle als Wehrmachtsoffizier aus, in die auch einflußreichejüdische Organisationen in den USA eingriffen.
Waldheim-Äußerungen wie «Ich kann mich nicht erinnern» oder «Ichhabe nur meine Pflicht getan» gossen weiter Öl ins Feuer. Weite Teiledes politischen Österreichs reagierten jedoch angesichts des Drucksaus dem Ausland mit einer Art «Wagenburg-Mentalität» und dem Slogan«Jetzt erst recht». Waldheim gewann die «Protest-Wahl» im Juni 1986gegen seinen sozialdemokratischen Gegenkandidaten Rudolf Streicher,blieb aber während seiner gesamten sechsjährigen Amtszeitinternational isoliert.
1987 setzte die US-Regierung ihn auf eine «Rote Liste», was einemEinreiseverbot gleichkam. Danach konnte er nur in den Vatikan und zuantiisraelischen Diktatoren in den Nahen Osten reisen. Ein Jahr vordem Ende seiner Amtszeit verzichtete Waldheim auf eine neueKandidatur. Im politischen Leben Österreichs spielte er danach keineRolle mehr, blieb aber ein stets gern gesehener Gast bei großenpolitischen Veranstaltungen.