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Porträt Porträt: Johannes Weinrich

05.03.2003, 12:40

Berlin/dpa. - In den 60er Jahren organisierte er in Frankfurt am Main Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg, später war er einer der meistgesuchten deutschen Terroristen. Derzeit sitzt Johannes Weinrich wegen eines Bomben-Anschlags in Berlin im Gefängnis.

Der heute 55-Jährige wollte die Welt verändern. Zunächst als Geschäftsführer des Verlages «Roter Stern», dann bei den «Revolutionären Zellen» und schließlich als Mitglied der «Carlos- Gruppe» um den internationalen Top-Terroristen Ilich Ramirez Sanchez.

Mit 27 geriet Weinrich erstmals in Terror-Verdacht. Er soll 1975 ein Auto gemietet haben, das für einen Raketen-Anschlag auf den Flughafen Paris-Orly benutzt wurde. Später folgte nach Überzeugung der deutschen Ermittler eine Serie weitere Anschläge.

Weinrichs steile Karriere im internationalen Terrorismus wäre aus Sicht der Polizei nicht ohne Unterstützung der DDR-Staatssicherheit (Stasi) und anderer Geheimdienste möglich gewesen.

An Flugplätzen im Osten Europas und im arabische Raum genoss Weinrich Sonderrechte. Mit einem syrischen Diplomatenpass konnte er ungehindert Waffen durch Kontrollen schleusen. Im Jemen soll er in einem Terroristen-Trainingscamp ausgebildet worden sein.

Noch Anfang der 90er Jahre hatten die deutschen Ermittler keine Chance, ihn festzunehmen. Offenbar unter dem Schutz einflussreicher Freunde ließ sich Weinrich auf Partys in Damaskus sehen.

Bei deutschen Geschäftsleuten war der stets Krawatte tragende Managertyp gut bekannt. Nachdem er Syrien - möglicherweise nicht ganz freiwillig - in Richtung Jemen verlassen hatte, wurde er verhaftet und an Deutschland ausgeliefert.

In Berlin wurde er im Januar 2000 wegen Beteiligung an einem Bomben-Anschlag auf das französische Kulturzentrum «Maison de France» zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht stellte eine besondere Schwere der Schuld fest. Anders als bei der Höchststrafe üblich hat Weinrich deshalb keine Chance auf eine Freilassung nach 15 Jahren.