Politik, Liebe und Karriere
BERLIN/MÜNCHEN/MZ. - "Herr Seehofer, die ,Bunte' spekuliert über ein angebliches Liebes-Comeback mit Anette Fröhlich, der Mutter ihrer unehelichen Tochter Anna-Felicia. Was sagen Sie zu den Spekulationen?" - "Dazu äußere ich mich generell nicht mehr." - "Dann zur Politik: Mit dem CSU-Erfolg..." So hätte er es gern. Das Private ist nicht politisch. Aber ob die Öffentlichkeit so brav mitspielt? Vor allem: Ob seine Partei es tut?
Fest steht: Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident steht wieder im Mittelpunkt von Gerüchten über sein Privatleben. Die Frage bleibt: Steht der 59-Jährige das politisch durch? 2007 ist es ihm gelungen. Damals war er Bundeslandwirtschaftsminister. Allerdings: Nach langem Zögern entschied er sich für seine Ehefrau. So schien es jedenfalls. Und nun? Wie vor zwei Jahren ist es die "Bunte", die den Stein ins Rollen bringt. Bilder zeigen Anette Frölich und Anna Felicia bei vier Gelegenheiten das Haus betretend oder verlassend, in dem Seehofer wohnt. Nie ist das angebliche Paar gemeinsam zu sehen. Das Blatt zitiert Nachbarn: "Frau Fröhlich kommt meist vor Herrn Seehofer zu Hause an. Auch morgens verlassen sie nie gemeinsam das Haus. Erst geht er, dann sie mit dem Kind." Die 35-Jährige habe einen eigenen Schlüssel.
"Man kann als Ministerpräsident und Parteivorsitzender kein Doppelleben führen", findet Christa Stevens. Die 64-jährige war mal Sozialministerin in Bayern. Seehofer hat sie nicht in sein Kabinett übernommen. Die Landtagsabgeordnete ist die einzige CSU-Politikerin, die sich namentlich zitieren lässt. Noch. Denn "getratscht", wird über den Bericht aus dem Klatschmagazin. In München. In Berlin. In der CSU. In der CDU. Selbst in der SPD. Viele der Diskutanten brauchten den öffentlichen Anstoß nicht. Am Rande seines Europa-Parteitags in Deggendorf Anfang Mai musste Seehofer bereits das Gerücht dementieren, die Mutter seiner unehelichen Tochter sei zum zweiten Mal von ihm schwanger. CDU- und CSU-Politiker in Berlin versicherten sich jetzt noch einmal, dass wirklich nichts dran sei.
In nicht unprominenten Kreisen der Großen Koalition hatten sie schon im vorigen Herbst über Gerüchte gefeixt, Seehofer sei wieder mit Fröhlich zusammen. 2007 hatte er sich von der Büroleiterin des früheren CDU-Generalsekretärs Laurenz Meyer getrennt - Monate nachdem bekannt gewordenen war, dass sie ein Kind von ihm erwartete, kurz bevor er für den CSU-Vorsitz kandidierte. Damals unterlag er Erwin Huber. Dennoch erregte sich der sittenstrenge Kölner Kardinal Joachim Meisner, wie er sich unterstehen könne, Chef einer christlichen Partei werden zu wollen: "Wie weit sind wir eigentlich gekommen?" Ein Jahr später, nach dem Desaster der CSU bei der Landtagswahl, kam Horst Seehofer, Ehefrau Karin als "Landesmutter" an seiner Seite, bis in die bayerische Staatskanzlei. Seitdem ist er der starke Mann der CSU, wie zuletzt Edmund Stoiber: CSU-Chef und Ministerpräsident in Doppelfunktion.
Seehofer bekommt nun offenbar zu spüren, dass er gegen den Willen des CSU-Establishments ins Amt gekommen ist. Doch noch hat sich das bebilderte Gerücht nicht zur Affäre verfestigt.