«Pisa»-Bildungstest 2003 «Pisa»-Bildungstest 2003: Kultusminister sehen sich in ihrer Arbeit bestätigt

Berlin/dpa. - Die Kultusminister kündigten weitere Verbesserungen beimUnterricht an, insbesondere für Lesen und Mathematik. Zugleich sollenMigrantenkinder und Jugendliche «aus sozial schwierigem Umfeld»stärker gefördert werden. Auch soll die Lehrerausbildung besserwerden.
Bundeselternrat, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)und Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) verlangten einEnde der frühen Aufteilung von Zehnjährigen auf Haupt- und Realschulesowie Gymnasien und einen längeren gemeinsamen Unterricht allerKinder. Schleicher sieht einen engen Zusammenhang zwischen einerfrühen Selektion der Kinder und der in Deutschland besondersausgeprägten Abhängigkeit des Bildungserfolgs von Einkommen undVorbildung der Eltern.
Ahnen sagte, die Kultusminister wollten «keine verkürzte Debatteüber die deutsche Schulstruktur führen, aber auch kein Tabu». In derKMK-Erklärung heißt es dazu, «die weiterhin bestehende engeKoppelung» von sozialer Herkunft und Bildungserfolg sei «aus Sichtder KMK nicht hinzunehmen». Hier liege eine besonders großeHerausforderung für die kommenden Jahre.
Auch Schleicher bescheinigte Deutschland Leistungsverbesserungen.Es bleibe aber weiter «hinter seinem Erwartungswert» zurück undverharre im Mittelfeld. Die internationalen Spitzenplätze beim neuenPISA-Test nehmen Hongkong, Finnland und Korea ein. Wichtiger als diePlatzierung eines Landes in der internationalen Rangliste sei diejeweilige Entwicklung, sagte Schleicher. Polen habe nach einerSchulreform einen Sprung von unten ins Mittelfeld gemacht, Finnlandseine Position weiter ausgebaut.
Nach den Worten von Schleicher gelingt es erfolgreichen PISA-Staaten anders als Deutschland, die schwachen Schüler zu fördern undgleichzeitig eine gute Gesamtleistung zu erbringen. Als«faszinierend» bezeichnete er, dass in einigen Ländern wie Kanada,Finnland, Schweden und Island die Leistungsunterschiede zwischen denSchulen minimal sind. In Deutschland müsse man sich «starke Sorgenmachen», dass der Schulerfolg sehr stark vom sozialen Milieu desUmfeldes der Schule abhängt.
Der deutsche PISA-Koordinator Manfred Prenzel hob die gutenErgebnisse der deutschen Schüler beim Problemlösen hervor. Dasoffenbar vorhandene analytische Denkvermögen werde im deutschenMathematikunterricht jedoch nur bedingt umgesetzt.
Deutschland kann sich nach den Worten von Bulmahn mit seinemmittelmäßigen Abschneiden nicht zufrieden geben. Dass jeder fünfteals «Risikoschüler» gelte und gegen Ende seiner Pflichtschulzeitselbst einfache Texte nicht verstehen kann, dürfe «uns nicht ruhenlassen».
Österreich stürzte bei der neuen PISA-Schulstudie ab. In praktischallen Bereichen fielen seine Schüler zurück. Bei der PISA-Studie 2000hatte Österreich noch überall im ersten Drittel und zum Teil deutlichvor Deutschland gelegen. Die konservative BildungsministerinElisabeth Gehrer (Volkspartei) will jetzt für eine Bildungsreform denSchulterschluss mit der Opposition suchen.
An der Studie hatten 250 000 Schüler aus 41 Ländern teilgenommen.PISA wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung (OECD) veranstaltet.
