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Piraten entern erneut deutsches Schiff

05.04.2009, 14:04

Berlin/dpa. - Piraten haben vor der Küste Somalias erneut zugeschlagen und ein deutsches Schiff gekapert. Das Verteidigungsministerium in Berlin bestätigte am Sonntag, dass ein deutscher Frachter von einer unbekannten Zahl Piraten geentert wurde.

Weitere Angaben über die Herkunft des Schiffes, den Zeitpunkt der Aktion und die daran Beteiligten machte das Ministerium zunächst nicht.

Wie das Internetportal «Spiegel Online» berichtete, handelt es sich um ein Containerschiff. Zitiert wurde der Koordinator des Ostafrikanischen Seefahrer-Hilfsprogrammes, Andrew Mwangura, wonach das Schiff etwa 400 Seemeilen vor dem somalischen Hafen Kismayu, zwischen den Seychellen und Kenia, von Piraten aufgebracht worden sei. Nach diesen Informationen sollen sich 24 Besatzungsmitglieder an Bord des Frachters befinden.

Der Kampf gegen Piraten soll auch Teil der neuen NATO-Strategie werden. Wie NATO-Sprecher James Appathurai beim Gipfel in Baden-Baden erklärte, sind bestimmte Einsätze - beispielsweise gegen Piraten - im bisherigen strategischen Konzept nicht vorgesehen.

Unterdessen ist das Schicksal der sieben Seeräuber weiter ungewiss, die am vergangenen Sonntag im Golf von Aden den deutschen Marine-Tanker «Spessart» angegriffen hatten und dabei gestellt wurden. Strittig ist, ob die auf der Fregatte «Rheinland-Pfalz» festgesetzten Angreifer sich in Kiel, dem Heimathafen des Tankers, vor Gericht verantworten müssen.

Die Kieler Staatsanwaltschaft hatte nach einer Anzeige der Bundesregierung unter anderem wegen eines versuchten Angriffs auf den Seeverkehr ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Nach dem «Spiegel»- Bericht hofft das Justizministerium, dass in Kiel ein Exempel statuiert werden könne. Diese Behauptung wurde von der Sprecherin des Ministeriums am Wochenende als «schlichten Unfug» bezeichnet. Das Magazin berichtete weiter, das Innenministerium halte die Attacke auf den Tanker dagegen nicht für gewichtig genug, weil die «Spessart» von den Schüssen nicht getroffen worden sei.

Eine Entscheidung muss bis Mitte kommender Woche getroffen werden. Wahrscheinlich an diesem Mittwoch wird die Fregatte «Rheinland-Pfalz» im kenianischen Hafen Mombasa erwartet. Gegenwärtig gibt es intensive Kontakte zwischen deutschen und kenianischen Behörden.

Anfang März waren bereits neun Piraten nach einem ebenfalls gescheiterten Angriff auf ein deutsches Handelsschiff den Behörden Kenias übergeben worden. Rechtsgrundlage ist ein Abkommen zwischen der Europäischen Union und Kenia. Ihre beiden deutschen Verteidiger kritisierten nach einem Bericht des Magazins «Focus» in einem Schreiben an das Auswärtige Amt die Haftbedingungen ihrer Mandanten.