Ostsee-Zwischenfall Ostsee-Zwischenfall: Warschau und Berlin sind um Entspannung bemüht

Heringsdorf/Berlin/dpa. - Nach einem Konflikt mit dem polnischenZoll auf einem deutschen Ostsee-Ausflugsschiff sind beide Länder aufeine zügige Beilegung des Zwists bedacht. Am Dienstag hatten dreipolnische Zöllner in Zivil kurz vor der Ankunft des Schiffes in dempolnischen Hafen Swinemünde (Swinoujscie) angekündigt, sie wolltenWare konfiszieren. Diese sei nicht versteuert gewesen. Daraufhindrehte das Schiff ab und fuhr mit den Beamten nach Deutschland zurück.Nach Reederei-Angaben fielen auf polnischer Seite mehrere Schüsse.
Das Auswärtige Amt und die Innenbehörden seien um die rascheKlärung des Sachverhaltes «im Geist der gut nachbarschaftlichendeutsch-polnischen Beziehungen bemüht», sagte ein Sprecher desAußenministeriums in Berlin am Donnerstag. Die polnische Botschaftbetonte, die bilateralen Beziehungen seien durch den Vorfall «aufkeinen Fall» belastet. Der Vorsitzende des AuswärtigenBundestagsausschusses, Ruprecht Polenz, warnte in «Spiegel Online»,den Zwischenfall zu einem politischen Thema zu machen. Er habe bereitsmit seinem polnischen Amtskollegen über den Zwischenfall gesprochen.Beide seien sich einig, dass dies eine polizeiliche Angelegenheit sei.
Der Konsul für Rechtsfragen bei der polnischen Botschaft in Berlin,Marek Wieruszewski sagte, die Zöllner und ein Teil der Passagierehätten in Swinoujscie aussteigen wollen. Deshalb könne man eventuellvon einem «Mini-Kidnapping» sprechen. An Bord der «Adler Dania» derInsel- und Halligreederei Sven Paulsen waren 45 Passagiere.
Nach Aussage von Kapitän Heinz Arendt fielen drei bis vierWarnschüsse aus einer Handfeuerwaffe auf einem polnischenGrenzschutzboot, das etwa zehn Meter neben dem Schiff gefahren sei.Konsul Wieruszewski bestätigte nur einen Leuchtkugel-Warnschuss.
Die Reederei verteidigte das Vorgehen des Kapitäns. BetriebsleiterAlwin Müller sagte in Heringsdorf: «Der Kapitän hat vollkommen richtiggehandelt. Er hat abgedreht, weil er Ladung, Passagiere und Besatzungschützen musste.» Die Zöllner hätten sich nicht ausreichend ausweisenund keinen Durchsuchungsbescheid vorweisen können. Der Kapitän habezudem eine Auslaufgenehmigung vom polnischen Hafenamt erhalten.
Müller betonte jedoch: «Ich will nicht, dass die Geschichte weitereskaliert». Für Freitag kündigte die Reederei eine Wiederaufnahme desSchiffsverkehrs nach Polen an, den sie am Mittwoch eingestellt hatte.«Wir geben nicht klein bei. Wir sind ja nicht im Kriegszustand», sagteMüller.
