Österreich Österreich: Christian Kern als neuer Kanzler in Wien vereidigt

Wien - Wenige Tage vor der mit Spannung erwarteten Präsidentschaftswahl in Österreich ist Christian Kern in Wien als neuer Bundeskanzler vereidigt worden. Der amtierende Präsident Heinz Fischer sprach bei der Zeremonie in der Wiener Hofburg am Donnerstagnachmittag von einer „großen und schönen“, aber auch „schwierigen und verantwortungsvollen“ Aufgabe, die vor Kern liege.
Die Hoffnungen der SPÖ liegen auf Kerns Schultern
Der bisherige Bahnchef übernahm den Posten von dem zurückgetretenen Kanzler Werner Faymann. Kern erschien mit seiner Ehefrau Eveline Steinberger-Kern zu der Vereidigung. Auf dem 50-Jährigen liegt nun eine Reihe von Hoffnungen: Er soll nicht nur das Erstarken der rechtspopulistischen FPÖ bremsen, die ihren Kandidaten Norbert Hofer am Sonntag in die Stichwahl um das Präsidentenamt schickt.
Kern soll zugleich den scheinbar unaufhaltsamen Niedergangsprozess der SPÖ aufhalten, dessen Chef er nach Faymanns Rücktritt nun zugleich wird. Erstmals seit mehreren Jahrzehnten hatten es SPÖ und ÖVP nicht in die Stichwahl um das Präsidentenamt geschafft - FPÖ-Kandidat Hofer tritt am Sonntag gegen den von den Grünen unterstützten Kandidaten Alexander Van der Bellen an.
Faymann hatte aus dieser krachenden Niederlage der ersten Wahlrunde die Konsequenzen gezogen und war vor über einer Woche als Kanzler und SPÖ-Chef zurückgetreten. Der 50-jährige Kern stand seit knapp sechs Jahren an der Spitze der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und führte das Staatsunternehmen wieder in die schwarzen Zahlen.
Der neue Kanzler steht vor „Herkulesaufgaben”
Auch in der Politik hat Kern nach Ansicht des Experten Thomas Hofer nun „Herkulesaufgaben“ vor sich. Die SPÖ und die ÖVP dominieren seit Jahrzehnten die österreichische Politik. Allerdings vollzog sich eine schleichende Erosion ihrer Wählerschaft, bei der Parlamentswahl 2013 kamen sie zusammen gerade noch auf eine Mehrheit der Mandate.
Zuletzt geriet die Koalition auch wegen der Flüchtlingskrise zunehmend unter Druck, was der FPÖ einen Aufschwung bescherte. In aktuellen Umfragen liegen die Rechtspopulisten deutlich vor den Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP. (afp)