Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Bonn hat ein Problem mit radikalen Moslems
Bonn/MZ. - Eher unscheinbar ist die Al-Hudda-Moschee an der Meckenheimer Straße in Bonn-Mehlem. Das orangefarbene Gebäude, in dem einst ein Pizzadienst untergebracht war, dient erst seit wenigen Monaten als Treffpunkt für die Bonner Salafisten. Per Internet wurde "den Brüdern in Bonn und Umgebung" Anfang Februar "die frohe Botschaft" übermittelt, "dass durch den Erfolg Allahs in Bonn Mehlem eine Salafi-Moschee neu eröffnet hat". Im April verteilten die Salafisten dann rund 600 Korane in der Bonner Innenstadt. Am Wochenende schließlich war es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Einer islamfeindlichen Pro-NRW-Kundgebung mit rund 30 Teilnehmern stellten sich 600 Gegendemonstranten gegenüber, darunter etwa 200 Salafisten aus dem ganzen Bundesgebiet. Diese gingen dann mit Zaunslatten und Steinwürfen auf die Polizei los.
Insgesamt gibt es mittlerweile acht Moscheen für die rund 30 000 Muslime in der ehemaligen Bundeshauptstadt mit ihren knapp 325 000 Einwohnern. Mit dem Slogan "Gemeinsam sind wir Bonn" wirbt Selim Yesilyurt, Sprecher des Rates der Muslime, für ein friedliches Zusammenleben und gesellschaftspolitischen Dialog. Doch Bonn gilt seit Jahren auch als Islamisten-Hochburg, ein Zentrum für Hassprediger und Extremisten.
Schlagzeilen machte bereits 2003 die 1995 gegründete König-Fahd-Akademie in Bad Godesberg: Nachdem ihr in einem Fernsehbericht Verbindungen zu islamistischen Kreisen vorgeworfen worden waren, sollte die Schule auf Initiative der Bezirksregierung geschlossen werden. Erst nach Verhandlungen zwischen dem damaligen Regierungspräsidenten Jürgen Roters und der Botschaft von Saudi-Arabien wurde die Fortsetzung des Schulbetriebs genehmigt. Rund 150 Schüler besuchen heute das vom saudi-arabischen Staatsbürger Ibrahim Al-Megren geleitete Institut. Al-Megren distanziert sich ausdrücklich von den Salafisten. Doch auch er hat festgestellt, dass besonders der Süden des Stadtbezirks Bad Godesberg in den letzten Jahren verstärkt zum Sammelpunkt islamischer Fundamentalisten wurde.
"In Bonn gibt es weiter einen beachtlichen Anteil an Personen, die dem islamistischen Extremistenbereich zugeordnet werden", hieß es bereits 2005 seitens der Bonner Polizei. Das hier entstandene Milieu zog offenbar weitere Gleichgesinnte an. Laut einem internen Bericht des Landeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr rund 175 "mögliche Angehörige des islamistisch-terroristischen Personenpotenzials" in Bonn geortet. Ehemals hier gemeldete Fundamentalisten tauchten im Internet in Werbevideos für den "heiligen Krieg" auf. Vor dem "Deutschlandfest" im Oktober 2011 wurden im Bonner Raum drei mutmaßliche Islamisten festgenommen: Sie sollen an der Planung eines Anschlags beteiligt gewesen sein.
Die Bonner Stadtverwaltung hat die Gefahr erkannt. "Die Wachsamkeit der zuständigen Behörden ist geboten", hieß es in einer Pressemitteilung. Man selbst habe allerdings wenig Handlungsmöglichkeiten. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) erklärte: "Ich wünsche mir, dass die Muslime in Bonn sich noch intensiver als bisher unmissverständlich für die Grundwerte unserer Verfassung einsetzen und sich von extremistischen Muslimen und deren Organisationen ohne Wenn und Aber deutlich distanzieren.