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Nordkorea Nordkorea: Botschafter Gerhard Thiedemann bleibt in dem armen Land

Von Thorsten Knuf 12.04.2013, 17:00
Gerhard Thiedemann, deutscher Botschafter in Nordkorea
Gerhard Thiedemann, deutscher Botschafter in Nordkorea dpa Lizenz

Berlin/MZ. - Vor ein paar Tagen erst hat Gerhard Thiedemann mit seinem Chef in Berlin telefoniert. Der heißt Guido Westerwelle (FDP), ist Außenminister und wollte als solcher wissen, ob alles in Ordnung sei im fernen Pjöngjang. Botschafter Thiedemann konnte ihn beruhigen: Die Situation sei angespannt, aber ruhig. Seine Mannschaft könne die Stellung halten. Das hörte der Minister gern.

Fast 230 Auslandsvertretungen unterhält Deutschland in aller Welt. Da gibt es viele interessante Jobs an tollen Orten, um die sich Diplomaten förmlich balgen. Die Stelle des Botschafters in Nordkoreas Hauptstadt gehört nicht dazu. Wer sich in ein bettelarmes, isoliertes und diktatorisch regiertes Land versetzen lässt, muss Pflichtmensch und Abenteurer zugleich sein. Gerhard Thiedemann, Jahrgang 1955, scheint das zu sein. Er sitzt in Pjöngjang und erlebt aus nächster Nähe, wie die Korea-Krise jeden Tag ein Stück weiter eskaliert.

Nordkorea droht dem Süden und den USA mit einem Atomkrieg. Deutschland gehört zu den wenigen westlichen Ländern, die noch eine Botschaft im Land unterhalten. Doch der Druck steigt: Kürzlich legte das Regime von Kim Jong Un den Vertretungen nahe, eine Evakuierung zu prüfen. Im Falle eines Konflikts könne die Sicherheit nach dem 10. April nicht mehr gewährleistet werden. Die sieben EU-Staaten, die noch vor Ort sind, entschieden sich zum Bleiben.

Thiedemann ist Jurist. Nach Stationen in den Bundesministerien für Familie und Entwicklung wechselte er 1991 in den Auswärtigen Dienst. Den Posten in Pjöngjang übernahm der Hamburger vor gut drei Jahren.

Es ist ein mühseliger Job. Westliche Diplomaten erhalten kaum Zugang zur Regierung, Kontakte zur Bevölkerung sind verboten. Die Behörden sind einfallsreich, wenn es darum geht, Ausländer von Reisen in die Provinz abzuhalten. Folglich bleiben diese in Pjöngjang unter sich. Sie leben in einer Parallelwelt, kaufen in Läden ein, in denen man gegen Devisen fast alles bekommt – während große Teile des Volks hungern. Wenn die Tristesse zu sehr aufs Gemüt schlägt, fliegen die Botschaftsangehörigen in Chinas Hauptstadt Peking: Tapetenwechsel im Wirtschaftswunderland.

Als Thiedemann 2010 nach Nordkorea ging, gab er zu Protokoll: „Gern übernehme ich Verantwortung an diesem nicht ganz einfachen Dienstposten.“ Das war durch und durch diplomatisch formuliert.