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Unerwünschte Gäste Nobelhart & Schmutzig: Sterne-Restaurant sperrt AfD aus

Von Silvia Perdoni 27.11.2016, 15:37
Allerlei Dinge sind im Nobelhart & Schmutzig nicht erwünscht - auch die AfD.
Allerlei Dinge sind im Nobelhart & Schmutzig nicht erwünscht - auch die AfD. dpa

Mancherorts sind es Hunde, anderswo lärmende Touristengruppen und wieder woanders sogar stillende Frauen oder ihre Babys: Berliner Lokale, Bars und Cafés haben manchmal ganz spezielle Vorlieben für die Zusammenstellung ihrer Gästeliste.

Das Kreuzberger Sterne-Restaurant Nobelhart & Schmutzig begibt sich nun auf neues Terrain - und verbietet mit der AfD gleich eine ganze Partei.

Auf Facebook postete das Team ein Foto seiner Restaurant-Eingangstür, an der verschiedene Sticker mit Verbotsschildern kleben. Neben durchgestrichenen Handys, Waffen und Kameras prangt dort auch ein Aufkleber mit einem roten Balken über den Buchstaben "AfD".

Bisher klickten bereits über 1200 Menschen auf den "Gefällt mir"-Button unter dem Facebook-Eintrag. Doch es gibt auch Kritik: "Wir waren schon einige Male bei Euch und haben uns stets wohlgefühlt, nach einer solchen Aktion werden wir aber von weiteren Besuchen vorerst Abstand nehmen und unser Geld lieber dort ausgeben, wo man nicht auf Intoleranz als Markenzeichen setzt", kommentiert zum Beispiel Manfred B.

Berliner Restaurant Nobelhart & Schmutzig sperrt AfD aus: "Symptomatisch für die aufgeheizte Stimmung"

Die Restaurant-Betreiber kontern den Einwand mit einem Link zur Webseite einer Steuergesellschaft. Dort ist das Hausrecht von Gastronomen erklärt, das Hoteliers und Gastwirten gestattet, bestimmten Gästen den Zutritt zu ihrem Grundstück oder ihren Geschäftsräumen zu verbieten.

Die AfD kritisierte am Freitag gegenüber der Berliner Zeitung die Aktion: "Das ist symptomatisch für die aufgeheizte Stimmung in unserer Stadt", sagte Sprecher Ronald Gläser. Es sei "typisch für die Toleranzfraktion, dass Leute angegangen werden, sobald sie eine andere Meinung haben."

Nobelhart & Schmutzig: Das Berliner Restaurant provoziert gerne

Das Restaurant Nobelhart & Schmutzig eröffnete Anfang des Jahres 2015 im südlichen Teil der Friedrichstraße. Nicht einmal ein Jahr später bekam die Küche einen Michelin-Stern verliehen. Sie nennt ihre Spezialität "brutal-lokale" Gerichte: Ausschließlich regionale Zutaten kommen auf die Teller, nicht einmal Pfeffer, Zitronen oder Schokolade gibt es.

Der AfD-Aufkleber ist nicht die erste Provokation, die sich das Team um Restaurantchef Billy Wagner ausdenkt. Eine Schaufensterpuppe bekommt im Nobelhart & Schmutzig schon einmal ein T-Shirt mit der Aufschrift "Who the fuck is Paul Bocuse?" übergestreift.

Auch mit dem Türschild will das Restaurant nun ein Statement setzen. In der Praxis dürfte wohl kaum an der Tür nach etwaigen Parteibüchern gefragt werden. Da haben es die Lokale, die Hunde oder Betrunkene verbieten doch deutlich leichter.