NATO NATO: Estland, Lettland und Litauen vor ersehntem Beitritt
Vilnius/dpa. - Gegen den NATO-Beitritt der ehemaligen Sowjetrepubliken Estland, Lettland und Litauen hatte Russland jahrelang großen Widerstand geleistet. In den Hauptstädten Tallinn, Riga und Vilnius dürfen die Regierungen jetzt aber damit rechnen, in Prag zur Mitgliedschaft in der Allianz eingeladen zu werden.
ESTLAND Die estnische Regierung in Tallinn will vor allem Mitglied werden, um sich künftig gegen das Zerreiben zwischen Großmächten abzusichern. «Mit dem Kopf wollen wir in die EU, mit dem Herzen in die NATO», sagt Madis Mikko, Sprecher des Verteidigungsministeriums.
58 Prozent der knapp 1,4 Millionen estnischen Bürger befürworten nach jüngsten Umfragen die Mitgliedschaft in der Allianz, nur 24 Prozent sind dagegen. Ein Referendum ist nicht geplant. Auf die erwarteten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts hat man in 2002 das Budget des Verteidigungsressorts gehoben. Estnische Soldaten sind schon jetzt in NATO-geführten KFOR- und SFOR-Operationen eingesetzt.
LETTLAND Um eine letzte Hürde für die Einladung zur NATO-Mitgliedschaft beiseite zu räumen, änderte Lettland im vergangenen Winter auf internationalen Druck hin die Wahlgesetze und räumte der russischen Minderheit damit mehr Rechte ein. Der Beitritt der Regierung in Riga wird nach Umfragen von 66 Prozent der 2,4 Millionen Bürger unterstützt. Ein Volksabstimmung wird bislang nicht diskutiert.
Lettland hat die Verteidigungsausgaben auf etwa 1,7 Prozent des Inlandsprodukts im Jahr 2002 erhöht und nähert sich somit den NATO- Anforderungen an. An KFOR-Einsätzen im Kosovo nehme lettische Soldaten bereits seit 2000 teil.
LITAUEN Auf Initiative Litauens hin trafen sich im Mai 2000 die Außenminister von neun osteuropäischen Ländern und forderten die NATO auf, alle beitrittswilligen Demokratien so schnell wie möglich und gemeinsam aufzunehmen. Die so genannte «Vilnius-Gruppe» entwickelte die anfangs häufig belächelte «Urknall»-Strategie. Jetzt steht die Allianz vor der größten Erweiterungsrunde ihrer Geschichte, und Litauen gehört voraussichtlich zu den Neumitgliedern.
Seit 2000 hat die Regierung in Vilnius ihre Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesteigert. Etwa 65 Prozent der 3,4 Millionen Litauer befürworten den NATO-Beitritt. Die Gegner sammeln derzeit Unterschriften für ein Referendum. Mehr als 800 litauische Soldaten dienten in NATO-Operationen im Kosovo, Mazedonien und Bosnien. Jüngst schickte das Land Elitekämpfer nach Afghanistan.