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Nahost Nahost: Israel und Palästina verhandeln trotz Gewalt

06.08.2002, 08:36
Karte zur aktuellen Entwicklung
Karte zur aktuellen Entwicklung dpa

Jerusalem/Ramallah/dpa. - Die Palästinenserführung warf Israel in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Wafa verbreiteten Erklärung einen «Zerstörungskrieg» sowie die «Eskalation einer unzivilisierten Aggression» vor. Die palästinensische Führung dankte zugleich den 114 Staaten, die in der Nacht zum Dienstag in der Vollversammlung der Vereinten Nationen Israel zum Rückzug aus den besetzten autonomenPalästinenser-Gebieten aufgefordert hatten.

In der von der Europäischen Union unterstützten Resolution wirdunter anderem auch auf die «beklagenswerte humanitäre Situation» derpalästinensischen Bevölkerung hingewiesen. In der Resolution werdenGewalttaten gegen israelische wie auch gegen palästinensischeZivilisten verurteilt. Gegen die Resolution stimmten nur Israel, dieUSA, Mikronesien und die Marshall-Inseln. Elf Länder enthielten sich.

Nach zwei Monaten blutiger Gewalt und der Wiederbesetzung desWestjordanlandes führten Israel und die Palästinenser am Montagabenderstmals wieder Sicherheitsgespräche auf höchster Ebene. Bei einemTreffen mit dem palästinensischen Innenminister Abdel Rasak Jechiasignalisierte Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser dieBereitschaft, schrittweise die Belagerung und Besetzung von vierpalästinensischen Städten aufzuheben, falls die palästinensischeAutonomiebehörde für die Sicherheit in den betreffenden Gebietensorgen können.

Für Gaza und Jericho im Westjordanland sollen nach israelischenBerichten Modelle für die Sicherheitszusammenarbeit zwischen Israelund Palästinensern entwickelt werden, da Israel überall sonst dieInfrastruktur der Polizei weitgehend zerstört hat. Jechia bestandjedoch darauf, dass Israel sich zunächst aus der Stadt Ramallahzurückziehen müsse.

Israelische Spezialeinheiten liquidierten am Dienstag zweimutmaßliche palästinensische Extremisten. Nach israelischenArmeeangaben soll einer der beiden Männer für die beidenTerroranschläge vom 17. Juli in Tel Aviv verantwortlich sein. Derandere sei Mitglied der Al-Aksa-Brigaden, dem militanten Arm derFatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat, gewesen. Diebeiden aus Nablus stammenden Männer seien in der Nähe von Dscheningezielt mit Raketen getötet worden.

Israel hat am Dienstag auch Reservisten im Alter von über 41Jahren für Kampfeinsätze mobilisiert. Die vollständige Blockade derpalästinensischen Städte und Dörfer im Westjordanland wurdefortgesetzt. Rund 1,8 Millionen Palästinenser können sich nur nochaus humanitären Gründen von einem Ort zum anderen bewegen. DerPräsident der medizinischen Hilfsorganisationen im Westjordanland,Mustafa Barguti, sagte, dass die israelische Besetzung zu einerumfassenden humanitären Krise führe. In Nablus, der größtenPalästinenserstadt im Westjordanland, hätten die Bewohner seit 17Tagen wegen des Ausgangsverbotes ihre Häuser nicht mehr verlassendurften.

Die israelische Armee rechtfertigt die Ausgangssperren und dieBelagerung der Palästinenserstädte mit einer Flut vonSelbstmordattentaten. Erstmals seit Ausbruch der Intifada wurde amDienstag Großalarm in den Hotels im südisraelischen Badeort Eilat amGolf von Aqaba ausgelöst. Nach Angaben des israelischen Rundfunks warein mutmaßliche Attentäter aus Ägypten in die südisraelische Negev-Wüste eingedrungen. Der Eindringling wurde nach stundenlanger Suchemit Hubschraubern gefasst.

Israelische Soldaten in Nablus
Israelische Soldaten in Nablus
AFP